VDP.Weinlese 2023
Ein Rückblick

Eine von Emotionen geprägte, erinnerungswürdige Weinlese und damit intensive Wochen liegen hinter den Winzerinnen und Winzern des VDP. Was macht den Jahrgang 2023 aus? Wie präsentieren sich die ersten Moste? Wir haben unsere Mitglieder befragt und erste Stimmen aus den Regionen gesammelt.

Das Jahr 2023 wird als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben. Von der Trockenheit bereits im Frühjahr bis zum anhaltenden Regen bei gleichzeitig warmen Temperaturen später im Jahr, war dieses Weinjahr alles andere als gewöhnlich.

Im Frühjahr noch sehnte man sich während der langen Trockenperiode Niederschlag herbei, damit die Ertragsentwicklung positiv voranschreiten kann. Als der Regen im Sommer dann einsetzte, konnten sich die Winzerinnen und Winzer über die aufatmende Natur sowie das satte Grün in den Weinbergen und die gute Wasserversorgung für die Reben freuen. Doch schon bald wünschte man sich, dass so manche Regenwolke der Sonne weichen würde. Auch um bei steigenden Temperaturen und konstanter Feuchtigkeit den Krankheitsdruck in Zaum zu halten. All das erfordert viel Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Erfahrung.

Die Weinlese begann im Jahr 2023 früher als erwartet und der Lesezeitraum war ungewöhnlich kurz. Doch das stabile und warme Wetter im September ermöglichte eine Stabilisierung der Lage und versprach Hoffnung auf sehr gute Qualitäten.

Viele Mitglieder des VDP erlebten die schnellste Lese, die sie je hatten, da sowohl Gutsweine als auch Lagenweine praktisch gleichzeitig reif waren. So war die Weinlese 2023 zweifellos ein Kraftakt, der das Geschick der VDP.Winzerinnen und Winzer forderte. Die Trauben mussten intensiv selektiert werden und faule Beeren wurden rigoros aussortiert, um sicherzustellen, dass nur die gesunden und reifen Trauben in die Pressen gelangten.

2023 – ein Jahr, das für echte Spitzenweine vor allem Fleiß und Sorgfalt erforderte, aber auch eines, das als Jahr der Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit in die Geschichte eingehen wird.

"Was den Lesezeitpunkt angeht, erwartete man noch im Sommer ein „normales“ Jahr. Durch die 10-tägige Hitzeperiode Anfang/Mitte August aber wurde die Traubenreife schnell vorangetrieben. Ende August/Anfang September wurden die ersten Frühburgunder-Trauben gelesen, gefolgt von Sektgrundweinen. Danach ging es nahtlos zum Spätburgunder über. Die, durch die Steillagen ohnehin erforderliche Handlese, hat sich in diesem Jahr wieder als großen Vorteil erwiesen. Die Qualitäten und Mengen waren hervorragend. Wir haben an der Ahr wieder einen sehr guten Jahrgang geerntet."

Hans-Jörg Lüchau, VDP.Weingut Deutzerhof

"In Baden blicken wir auf eine durchwachsene Vegetationsperiode zurück, mit häufigen Niederschlägen – insbesondere im Frühjahr – aber auch mit warmen und trockenen Phasen im weiteren Verlauf. Durch das schnelle Wachstum war ein intensives Arbeiten bereits während des ersten Entwicklungsstadiums und auch in der Folge notwendig. Die Ernte begann bei den VDP.Weingütern in Baden mit einem Lesestart Ende August/Anfang September erneut relativ früh. Um das gewünschte sehr gute Qualitätsniveau zu erreichen, mussten die Trauben sorgfältig und kompromisslos sortiert werden. So blieb man hinter den allgemein prognostizierten großen Erntemengen deutlich zurück, lag aber im langjährigen Durchschnitt innerhalb des VDP ganz gut. Die ersten Jungweine zeigen sich mineralisch-elegant und bereiten große Vorfreude auf das, was sich aktuell noch in der Gärung befindet."

Joachim Heger, VDP.Weingut Dr. Heger

"Die Reben haben die erneut extreme Hitzephase im Juli meist gut überstanden. Lediglich jüngere Anlagen dursteten und hatten die Niederschläge sowie die kühleren Temperaturen dringend nötig. Es folgten leichte Niederschläge und über zwei Wochen hinweg genügend Wasser, was uns vielerorts geholfen hat. Dennoch waren die Niederschläge lokal wie zeitlich sehr unterschiedlich verteilt, sodass es stark auf die Reduzierung der Trauben am Stock ankam, um die Wasserkraft angemessen zu verteilen. So war das Menge-Güte Verhältnis wichtiger denn je, damit an trockenen Standorten Top-Qualitäten erzeugt werden konnten. Vielerorts kam es damit zur schnellsten Lese überhaupt, weil Gutsweine und Lagenweine praktisch gleichzeitig reif wurden. Das sommerliche Wetter während der Lese machte es uns letztlich insofern einfach, dass wir ausschließlich gesunde und reife Trauben ernten konnten. Der Gärverlauf im Keller zeigt sich problemlos. Glücklich können wir sagen, dass die Vorfreude auf einen passenden, marktgerechten Jahrgang mit Spitzenweinen über die komplette Bandbreite der Rebsorten groß ist!"

Robert Haller, VDP.Weingut Bürgerspital zum Hl. Geist

"Die Lese fing Anfang September mit den Burgundersorten an. Die Rieslinglese startete dann am 10. September mit bereits zu diesem Zeitpunkt erstaunlich frühen, hohen Mostgewichten sowie schönen, gelb gefärbten Trauben mit guter physiologischer Reife. Leider ging mit dem Fortschreiten der Zeit die Traubengesundheit in den späteren Wochen sukzessive zurück, sodass ab Anfang Oktober eine selektive Handlese nötig war, um gesundes Lesegut in den Keller zu bekommen. Die arbeitsintensive Selektion des Traubenmaterials wurde glücklicherweise mit verbleibender, außergewöhnlicher Qualität belohnt. Insgesamt schauen wir damit auf einen qualitativ sehr guten Herbst zurück, der uns in manchen Fällen gar herrlich konzentrierte Auslesen und Beerenauslesen bescherte."

Jochen Ratzenberger, VDP.Weingut Ratzenberger

"Wir sind begeistert vom neuen Jahrgang, den wir durchaus zu den besten zählen, die wir je geerntet haben! Bis zur Hauptlese wurden in den meisten unserer Weinberge Trauben geteilt und bis zu zweimal vorgelesen. Im VDP.Weingut Van Volxem wurden die Trauben vom Weinberg in Kühlwagen zum Kelterhaus gebracht und dort nach einer weiteren Selektion auf dem Rüttelband verarbeitet. An der Saar ist man begeistert von perfekter Aromatik, guter Mineralität und hohen Extraktwerten. Gewinner in 2023 sind die Seitentäler und die Süd-Westhänge."

Saar | Roman Niewodniczanski | VDP.Weingut Van Volxem

"Die Moste verkosten sich optimal gereift mit sehr guter Säurestruktur. Hervorzuheben ist, dass die Trauben von alten Reben und aus den Einzel-Pfahl-Anlagen im Jahr 2023 die besten und gesündesten sind. Die intensive und kundige Handlese ist – wie immer – Grundvoraussetzung für perfektes Lesegut, wie wir es uns wünschen! Besonders für VDP.GROSSES GEWÄCHS® konnten sehr gesunde Trauben gelesen werden."

Mosel | Clemens Busch | VDP.Weingut Clemens Busch

"Im Karthäuserhof wurden Mitte Oktober die letzten Trauben gelesen. Gesunde, goldgelbe Trauben mit sehr guter Säure bieten eine sehr gute Grundlage für erstklassige, trockene Rieslingweine bis hin zum VDP.GROSSEN GEWÄCHS! Erwartet werden hocharomatische, reife, tiefgründige Ruwer-Rieslingweine mit würziger Mineralität und großem Entwicklungspotential."

Ruwer | Dominik Völk | VDP.Weingut Karthäuserhof

"Es war, wider Erwarten, eine sehr frühe und schnelle Weinlese. Das sonnige August- und September-Wetter brachte, in Verbindung mit den Niederschlägen der vorangehenden Wochen, beste Voraussetzungen für eine schnelle Reifeentwicklung. Die Riesling-Lese begann an der Nahe in der Regel zwischen dem 18. und 25. September bei perfektem Gesundheitszustand. Schnell wurde klar, dass die Reife so schnell voranschreitet, dass es keine Zeit zu verlieren gilt, insbesondere da mit der Zeit immer selektiver gelesen werden musste, um von Anfang bis Ende der Ernte gesundes Lesegut zu erhalten. Innerhalb von drei Wochen waren die Riesling-Trauben meist schon gelesen. Mostgewichte und Säurewerte bewegten sich im idealen Bereich, geschmacklich sind die Moste hervorragend."

Frank Schönleber, VDP.Weingut Emrich-Schönleber

"Die Trauben sind geerntet und die Moste gären in den Kellern: Unsere Mitglieder in der Pfalz blicken in diesem Jahr auf eine abwechslungsreiche Witterung und eine anspruchsvolle Weinlese zurück. 

Gut versorgt mit ausreichend Wasser über die Wintermonate sind die Reben in das Jahr gestartet. Der Austrieb, der Wachstumsbeginn der Reben, war wie üblich Mitte April, zu späten Frostschäden kam es in der Pfalz dieses Jahr glücklicherweise nicht. Die gute Wasserversorgung vom Frühjahr und die warmen Tage Frühsommer beschleunigten die Vegetation. Die Rebblüte verlief zügig und gut. In diesem Jahr gab es keinen Trockenstress, wie in vielen Vorjahren, aber die vielen Regentage im Juli und August waren recht beunruhigend. Gerettet haben uns dann die trockenen, spätsommerlich heißen Tage über den ganzen September hinweg, die den Trauben die nötige Reife beschert haben.

Die diesjährige Ernte war ein Kraftakt und forderte das Können der Winzerinnen und Winzer des VDP. Im Jahrgang 2023 steckt sehr viel Handarbeit inklusive intensiver Selektion der Trauben. Die faulen Beeren wurden aussortiert, die gesunden und reifen kamen in die Presse. Für diesen Aufwand braucht man eine große, erfahrene Lesemannschaft. Gleichzeit bestand auch großer Zeitdruck, weil viele Rebsorten in diesem Jahr zeitgleich reif waren, die man normal gut nacheinander ernten kann. Die Weine, die entstehen, werden uns aber für diesen Fleiß wieder belohnen."

Hans-Jörg Rebholz, VDP.Weingut Ökonomierat Rebholz

"Im Rheingau läuft die Lese noch. Wir erwarten sehr gute Qualitäten in allen Stufen der VDP.Klassifikationspyramide. Das gute Wetter in der letzten September Dekade hat dem Riesling in die Karten gespielt!"

Wilhelm Weil, VDP.Weingut Robert Weil

"Vor ein paar Tagen haben wir die letzten Trauben von unserem Rothenberg geerntet und schon jetzt hat sich der Stress und die Anspannung der letzten Wochen spürbar gelegt. Der Titel „Die unendliche Weinlese“, spiegelt die Anforderungen der vielen langen Tage während der intensiven sechs Wochen wider. Er spiegelt aber auch die Faszination und die wachsende Vorfreude wider, die wir mit jeder Traube, die ins Weingut kam, und jedem Most, der in unseren Fässern zu gären begann, verspürten. Wir sind sehr zufrieden mit der Quantität und vor allem der Qualität, die wir jetzt im Keller verkosten. Angefangen bei Sekt und Kabinett bis hin zu sehr konzentrierten und energiegeladenen Mosten für die GG‘s. Ein Highlight in diesem Jahr war eine TBA (Trockenbeerenauslese) aus dem Rothenberg mit über 240 Grad Oechsle. Der Jahrgang 2023 erforderte eine sorgfältige Sortierung in den Weinbergen und äußerstes Einfühlungsvermögen sowie Konzentration im Weinkeller. Die großartigen Teams unserer Winzerinnen und Winzer in Keller und Weinberg haben es möglich gemacht, dieses Jahr das Beste rauszuholen. Wir sind für jeden Tropfen, den wir geerntet haben, sehr dankbar. Besonders in einem Jahr, das von Anfang bis Ende nicht einfach war."

Johannes Hasselbach, VDP.Weingut Gunderloch

"Dieses Jahr zeigte sich wieder: wer qualitätsorientiert gearbeitet hat – sprich bereits im Frühjahr ausgegeizt, Trauben geteilt und reduziert hat – wurde mit äußerst guten Qualitäten belohnt. Neben hervorragender Güte konnte auch eine für die kleineren Anbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut eine gute bis sehr gute Menge geerntet werden! Ein vielfältiges Jahr – mit krönendem Abschluss in Form von Traumherbstwetter für uns alle."

Björn Probst, VDP.Weingut Schloss Proschwitz

"Es war kein einfaches Weinjahr: Im Frühjahr hat eine lange Trockenperiode die Ertragsentwicklung teilweise beeinträchtigt. Später im Jahr sorgte der anhaltende Regen mit gleichzeitig warmen Temperaturen für einen steigenden Krankheitsdruck, den es durch penible Handarbeit in den Griff zu kriegen galt. Die Weinlese hat daher auch 2023 wieder sehr früh gestartet und der Lesezeitraum war ungewöhnlich kurz. Durch das stabile und warme Septemberwetter hat sich die Lage glücklicherweise stabilisiert, was die anfänglichen Sorgen vergessen ließ. Zwar fällt die Erntemenge etwas geringer aus, jedoch sind die ​​​Qualitäten hervorragend, vor allem bei den späten Rebsorten wie beispielsweise Riesling und Lemberger."

Felix Ellwanger, VDP.Weingut Ellwanger