VDP.Weinlese 2020

Die Einen stecken noch mittendrin – die Anderen haben sie schon vollbracht. Die Weinlese ist die wohl spannendste Zeit für die VDP.Weingüter.
Was zeichnet den Jahrgang 2020 aus? Gibt es schon erste Tendenzen? Welche Herausforderungen bringt er mit sich?

Von Besonderheiten des Jahrgangs, sommerlichen Temperaturen, Blitzweinlesen und wie sich die Moste in ihrem jungen Stadium probieren, haben uns einige Winzer*innen zwischen Tür und Angel – oder doch eher Weinberg und Keller – am Telefon erzählt.

Weingut K.F. Groebe, Rheinhessen | 22. September

In Rheinhessen steht die Ampel auf Grün. Fritz Groebe vom VDP.Weingut K.F. Groebe erzählt strahlend von kerngesunden Trauben mit nahezu perfekten Zuckergehalten. Zwar fällt die Ernte im Jahresmittel kleiner aus, jedoch höher als im Jahr 2019.

Zunächst wurde im Weingut mit der Burgunderernte begonnen, die ungewöhnlicherweise nahtlos in die Lese der Rieslinge überging. Von den Mosten schwärmt Fritz: „Gerade die Moste unserer Rieslinge haben schon jetzt eine großartige Aromatik und sehr gute Analysewerte“.

Die Trockenheit spielt dem Westhofener VDP.Weingut in die Karten, denn die Trauben haben keinen Schaden von ihr getragen. Im Gegenteil – so konnte die Lese ohne wetterbedingte Pausen durchgezogen werden. Eine besonders interessante Folge ist, dass die Reife der Trauben aus der AULERDE VDP.GROSSE LAGE® hinter der des KIRCHSPIEL VDP.GROSSE LAGE® liegt. Normalerweise ist das Gegenteil der Fall. Fritz Groebe schätzt, dass das auf den Boden zurückzuführen ist: „Der Tonmergel mit Kalksteineinlagerungen im KIRCHSPIEL bietet den Reben eine bessere Wasserversorgung, was wichtig für die Zuckerzunahme ist. Ein weiterer Faktor könnte die Traubengröße sein, welche im KIRCHSPIEL deutlich kleiner ausfiel als in der AULERDE.“. Ein Zeichen dafür, dass jeder Jahrgang seine Besonderheiten mit sich bringt - so auch 2020.

Weingut Michel, Baden |
23. September

Schon am 21. August startete die Weinlese im VDP.Weingut Michel bei hochsommerlichem Wetter und aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr mit viel Abstand zwischen den Lesenden. Während der kompletten Weinlese gab es in Südbaden lediglich zwei Regentage. Das bedeutete strahlender Sonnenschein für die Lesemannschaft, erforderte aber gleichzeitig ein gutes Kühlmanagement der geernteten Trauben und ein Gespür dafür, dass die Zuckerzunahme im Rahmen gehalten wird. Auch wenn der Jahrgang 2020 mengenmäßig etwas kleiner ausfällt als in den Vorjahren, freut sich Robin Michel über das erstklassige Traubenmaterial.

Weingut Dr. Crusius, Nahe |
24. September

Von ungewöhnlich hohen Temperaturen erzählt uns Rebecca Crusius vom VDP.Weingut Dr. Crusius an der Nahe. Um die Mittagshitze zu umgehen, startet der Lesetag in Traisen schon in den frühen, etwas kühleren Morgenstunden „Die Trauben hängen wie gemalt am Stock und haben trotz vieler Sonnenstunden kaum einen Sonnenbrand davongetragen, auch wenn man den Blättern die Trockenheit schon deutlich anmerkt.

Nachdem wir die intensive Burgunderlese, bei der alles gleichzeitig reif wurde, nun vollständig abgeschlossen haben, sind als nächstes die Rieslinge an der Reihe. Ob die Bedingungen für die Rieslingernte genauso ideal sein werden wie bei den Burgundern, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Etwas Regen wäre problemlos verkraftbar – viel Regen würde die kerngesunden Trauben zwar beeinträchtigen, aber das Erzeugen von Spätlesen und höheren Prädikatsweinen durch die Bildung von Edelfäule ermöglichen.“

Weingut Kranz, Pfalz |
28. September

Ende August ging es im VDP.Weingut Kranz in der Pfalz mit der Lese der Sektgrundweine los. „Die frühe Lese war ideal, um den Grundweinen eine schöne Leichtigkeit und knackige Säure zu verleihen.“, so Boris Kranz. Da die Mostgewichte durch die Trockenheit zunächst nicht anstiegen, wurde danach eine kurze Pause eingelegt. Diese Tatsache veränderte sich jedoch in wenigen Tagen, als die perfekte Reife plötzlich in vielen Weinbergen gleichzeitig einsetzte. „Wir konnten zum Glück sehr schnell reagieren und sind mit Vollgas in die Hauptlese gestartet.

Innerhalb kürzester Zeit haben wir fast alle unsere Weinberge gelesen. Nur ein kleiner Teil unserer KALMIT VDP.GROSSEN LAGE sowie einige Rieslingtrauben für Süßweine hängen nun noch am Stock. Im Keller gären die Moste fleißig und präsentieren sich schon jetzt durch ihre außergewöhnliche Mineralik und Säure mit viel Spannung.“

Weingut Heymann-Löwenstein, Mosel |
28. September

Wie jedes Jahr kann man einen Jahrgang aus zwei Sichtweisen beurteilen – aus Sich der Weintrinker*innen und aus Sicht der Weinerzeuger*innen. Reinhard Löwenstein vom Weingut Heymann-Löwenstein an der Terassenmosel erzählt nach der ersten Lesewoche: „Angenommen ich würde bei uns Wein kaufen, dann würde ich mich über die Weine aus 2020 freuen, denn die Moste präsentieren sie am Gaumen schon jetzt fantastisch. Aus meiner persönlichen Sicht als Winzer gibt es ein paar Dinge, die mich zum Nachdenken anregen. Zum einen ist das die extreme Trockenheit im dritten Jahr in Folge. Zum anderen brauchen wir in diesem Jahr besonders viele helfende Hände, die die durch beispielsweise Sonnenbrand beschädigte Trauben aufwendig selektionieren. Letzten Endes stimmt uns das Ergebnis aber mehr als glücklich.“

©2020

Fotos: Peter Bender



Instagram | #VDPWEINLESE2020

Alles über den Weinlese-Alltag unserer Winzerinnen und Winzer erfahren Sie hier in den LIVE-Instagram-Beiträgen.