Wein-Freundschaften.

So hätte sich das vor einigen Wochen noch keiner ausmalen können: Weinbergsarbeit statt Service, Hacken statt Weinkeller sortieren und zu Gast auf den Weingütern, statt selbst Gäste zu empfangen. In einer Branche wie der Gastronomie, die oft nur wenig Freizeit mit sich bringt, war durch die Zwangspause plötzlich Zeit. Auf den Weingütern hingegen mangelte es an helfenden Händen im Weinberg und Keller. 

Die Bindung zwischen den VDP.Weingütern und ihren Gastronomie-Partnern ist schon immer eine sehr innige. Immerhin teilt man eine prägende Leidenschaft: Gutes Essen und guten Wein. Umso klarer ist es, dass auf dieser Basis Freundschaften entstehen können. In den folgenden Zeilen erzählen wir von drei Beispielen, die zeigen, wie großartig die gegenseitige Unterstützung in Zeiten wie diesen sein kann.

VDP.Weingut Rings | Pfalz
VDP.Weingut Bernhard Huber | Baden

„Wir sind schon lange Fans ihrer Weine. Aber den Perfektionismus der Rings-Brüder und von Julian Huber so nah mitzuerleben, ist schon besonders.“ 

In München betreiben Markus Hirschler und Stefan Grabler die Weinbar GRAPES. Als sie von heute auf morgen keine Gäste mehr empfangen durften, war der Anruf bei den befreundeten Winzern Andi und Steffen Rings vom VDP.Weingut Rings sowie Julian Huber vom VDP.Weingut Bernhard Huber für die beiden eine logische Konsequenz - immerhin war die Verbindung und Zusammenarbeit schon immer sehr eng. Gleichzeitig wusste man, dass auf den Weingütern aktuell jede Hand gebraucht werden konnte. Kurze Zeit später standen die beiden Sommeliers in den Jungfeldern der Rings-Brüder zum Ausbrechen. Ein paar Tage später wurden im badischen Malterdingen 2500 Rebstöcke Chardonnay per Hand neu gepflanzt. "Ich hätte nie gedacht, dass das Bücken beim Ausbrechen der Doppeltriebe eine härtere Knochenarbeit ist als das Hacken der Löcher für die jungen Reben" lacht Stefan Grabler, als er am Telefon von seinen Erfahrungen berichtet. Was aber viel stärker in Erinnerung bleiben wird als der Muskelkater, ist der "absolute Perfektionismus" der jungen Weinmacher. "Wir haben einen unglaublichen Respekt vor der Arbeit, die die Jungs auf den Weingütern leisten - jetzt noch mehr als zuvor". Und die Belohnung? Das Feierabend-Bier im Schlossberg, Sushi to go und diverse Weine dazu, bevor man müde und kaputt in das Pensionzimmer fällt und die Arbeit am nächsten Tag von vorne losgeht. Für die beiden Münchner Gastgeber vermutlich zwar kein Ersatz ihrer eigentlichen Leidenschaft, aber sicher genau so erfüllend.

 


VDP.Weingut am Stein | Franken

„Das ist die perfekte praktische Ergänzung zur Theorie während der Sommelier-Ausbildung.“

Pflanzen und Neupflanzen, biodynamische Präparate ausbringen, Hornkiesel bereiten und vergraben, Jungfelder hacken, erste Ausbrecharbeiten, Kompost ausbringen und und und... Auch die Arbeiten auf dem Würzburger VDP.Weingut am Stein gehen nicht aus. Gleich fünf Sommeliers und Gastronomen haben sich im Zuge der Aktion "Seite an Seite im Weinberg", ein Schulterschluss zwischen der Sommelier-Union Deutschland und dem VDP, gemeldet und Familie Knoll bei diesen Arbeiten unterstützt. Es ist eine Art Praktikum zum Winzer, welches die fachliche Begleitung auf der einen sowie die entsprechende Entlohnung auf der anderen Seite beinhaltet. "Natürlich kostet es uns mehr Zeit, die fünf neuen "Lehrlinge" einzulernen, aber sie sind sehr interessiert und lernen wirklich schnell" meint Antonia Knoll, die die fünf Praktikant*innen in dieser Zeit mit ihrem Vater Ludwig Knoll betreut. Dass diese besondere Zusammenarbeit beiden Seiten hilft, ist er sich sicher: "Ich glaube, was sich wirklich eingebrannt hat ist, dass Wein in solchen Steillagen mit bis zu 80 % Steigung seinen Preis haben muss". Gleichzeitig könnte die Praxis nicht besser erlent werden: Man nimmt sich Zeit, alles wird ausführlich erklärt und Fragen können jederzeit gestellt werden. Eine echte Win-Win-Situation für beide Seiten. 


VDP.Weingut Burg Ravensburg | Baden

"Sommeliers haben einen ganz anderen Bezug zu unserer Arbeit.”

Viel Verstärkung erfuhren in den letzten Wochen auch die VDP.Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg. Denn während die Restaurants geschlossen hatten, ging es im Weinberg mit dem Jahrgang 2020 voran. "Die Sommeliers helfen uns beim Abfüllen, sitzen auch mit unseren Leuten auf dem Traktor und unterstützen uns beim Ausbringen von Baldrian gegen die Frostgefahr" berichtet Ulrike Burmeister. Sie waren eines der ersten Weingüter, das eine solche Kooperation umgesetzt hat. Auch hier sind die Erfahrungen durchweg positiv "Sommeliers haben doch einen ganz anderen Bezug zu unserer Arbeit, als wenn man eine x-beliebige Hilfskraft engagiert". So war man mit Adrian Imm aus dem Sterne-Restaurant »No 4« im Navigare Hotel in Buxtehude, Marco Feger aus dem Restaurant »Maki:´dan« im Hotel Ritter in Durbach und Christoph Gerischer aus dem Zwei-Sterne Restaurant »Le Cheval« im Hotel Hirzer in Hafling/Südtirol mehr als zufrieden. Denn auch eines ist am Ende dieser verrückten Zeit sicher: Die Erfahrungen und das gemeinsame Arbeiten verbinden - auch langfristig.