VDP.WEINGUT
DR. LOOSEN

„GROSSE WEINE ENTSTEHEN IM KOPF.“

ERNST F. LOOSEN ÜBER SEINE WEINE UND SEIN WEINGUT IN BERNKASTEL/MOSEL

Dr. Loosen

St. Johannishof
54470 Bernkastel-Kues

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VDP: Was ist das Besondere an Ihrem Weingut?

Ernst F. Loosen: Unser großer Schatz sind unsere Spitzenlagen. Allein aus zehn Grand-Cru-Lagen, die als VDP.GROSSE LAGE® klassifiziert sind, erzeugen wir VDP.GROSSE GEWÄCHSE® – unsere trockenen Spitzenweine. Besonders begütert sind wir im nur 1,5 Hektar großen Erdener PRÄLAT, einem der allerbesten Weinberge der Mittelmosel mit bis zu 120 Jahre alten wurzelechten Reben. Die Weine aus dieser Lage sind sehr rar. Seit Kurzem empfangen wir weininteressierte Gäste zu Proben in unserem wunderschönen, im historischen Stil gebauten Besucherzentrum.

VDP: Was ist Ihre Weingutsphilosophie?

Ernst F. Loosen: Mein Leitspruch lautet: Große Weine entstehen im Kopf. Soll heißen: Man muss eine klare Vorstellung haben, wo man hin will. Mosel-Rieslinge wurden schon vor mehr als 100 Jahren wegen ihrer Finesse und Eleganz weltweit geschätzt. Diesem Ideal fühlen wir uns heute verpflichtet, was uns in Zeiten der globalen Erderwärmung vor besondere Herausforderungen stellt. Respekt vor der Natur ist dabei für uns selbstverständlich.

VDP: Welchen Weinstil streben Sie an? Haben Sie eine Lieblingsrebsorte?

Ernst F. Loosen: Rhetorische Gegenfrage: Welche weiße Rebsorte bringt mehr Finesse und Eleganz hervor als Riesling?

VDP: Welchen Ihrer Weine würden Sie jemandem empfehlen, der Ihr Weingut noch nicht kennt – sozusagen als Einstieg?

Ernst F. Loosen: Unsere Rieslinge VDP.GUTSWEIN Dr. Loosen Blauschiefer und Dr. Loosen Rotschiefer. Jeder dieser Weine spiegelt die unterschiedlichen Bodentypen, die an der Mosel vorherrschen. Sie schmecken sehr unterschiedlich und zugleich einzigartig.

„DIE LETZTEN SPROSSEN AUF DER QUALITÄTSLEITER SIND DIE BESCHWERLICHSTEN.“

VDP: Auf welchen Wein sind Sie ganz besonders stolz?

Ernst F. Loosen: Auch wenn das nach einer Plattitüde klingt: Ich bin auf alle unsere Weine sehr stolz. Sie verdanken ihre besondere Qualität einem langen Entwicklungsprozess. Wir denken ständig darüber nach, was wir verbessern können. Dazu gehört auch, dass wir unsere Weine wieder vermehrt im alten Stil ausbauen: mit langem Fasslager und bei den klassischen, fruchtigen Prädikaten mit reduzierter Restsüsse.

VDP: Haben Sie Vorbilder?

Ernst F. Loosen: Es gab nicht das eine Vorbild. Ich habe all jene Winzer bewundert, die große Weine machen und tue das bis heute. Mitte der achtziger Jahre lernte ich den Weinkritiker Stuart Pigott kennen. Er war damals einer der ersten, der sich wieder für Mosel-Riesling interessierte und war bestens vernetzt. Er hat mich in die englische Weinszene eingeführt. Damals trank man in London andere Weine als in Deutschland: Große Weine aus Bordeaux und Burgund zum Beispiel. Wir haben dann gemeinsam die Top-Winzer im Elsass und Burgund besucht. Mein schlagendes Argument, damit mich Stuart Pigott mitnahm: Ich hatte einen Führerschein, er nicht. Sehr eindrucksvoll und prägend war auch eine Reise in die Wachau, zu der er mich einlud.

VDP: Was sind Ihre nächsten Ziele?

Ernst F. Loosen: Diese Frage ist sehr berechtigt. Denn ich erzeuge bereits seit 30 Jahren mit großem Erfolg Wein, und Erfolg kann bekanntlich träge machen. Ist bei mir aber nicht so. Ich bin neugierig geblieben, lerne immer noch dazu, habe nie aufgegeben, immer noch besser werden zu wollen. Es ist doch so: Wenn man gut ausgebildet ist und weiß, was man will, kann man schnell sehr gute Weine machen. Aber die letzten Sprossen auf der Qualitätsleiter sind die beschwerlichsten. Das wiederum macht den Beruf so interessant. Je mehr Erfahrungen ich mache, desto mehr Stellschrauben fallen mir auf, um die Weinqualität zu steigern.

VDP: Halten Sie an Traditionen fest, wenn ja an welchen?

Ernst F. Loosen: An Traditionen festhalten konnte ich nicht, sie waren weitgehend verschüttet, als ich den Betrieb übernahm. Traditionelles Winemaking habe ich mir Schritt für Schritt erarbeitet – durch Proben sehr alter Mosel-Rieslinge und durch das Studium alter Schriften. Da gab es immer wieder große Aha-Erlebnisse. Zum Beispiel, als mir ein alter Kunde meines Großvaters väterlicherseits, der damals nur trockene Weine erzeugte, einen 1947 Ürziger Würzgarten Riesling trocken mitbrachte. Der Wein war kein bisschen oxidiert, sondern herrlich frisch und wunderbar maturiert. Ich fand heraus, dass ein wesentlicher Grund für die Langlebigkeit dieses Weins seine lange Fasslagerung war. Inzwischen erzeuge ich selbst Weine, die jahrelang auf der Vollhefe im Fass liegen – ein Wein sogar fast 30 Jahre. Ein anderes Beispiel: Ich habe jahrzehntealte restsüsse Mosel-Rieslinge probiert, die unglaublich frisch waren und phantastisch schmeckten. Warum? Weil sie deutlich weniger Restsüsse aufwiesen als heute üblich. Das hat mein Winemaking stark inspiriert. Ich mache heute selbst Weine im alten Stil.