Bericht zur Lage der VDP.Prädikatsweingüter

Ein Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 2024  – Klarer Kurs in bewegten Zeiten 

Dass Mainz in den letzten Tagen zum Zentrum des deutschen Weins wurde, ist letztlich der Strahlkraft der VDP.Weinbörse zu verdanken – und macht sie alljährlich auch zum geeigneten Anlass für die VDP.Prädikatsweingüter, Bilanz zu ziehen: über das vergangene Wein- und Wirtschaftsjahr im Zeichen der Herkunft. Und die Abfrage zeigt: Inmitten politischer und wirtschaftlicher Spannungen sind es die Weine der VDP.Prädikatsweingüter, auf die sich Handel, Gastronomie und Weinliebhaber weltweit verlassen. Ihr handwerkliches Können, ihre klare Herkunftsidentität und ihr markantes Profil machen sie zur konstanten Größe in einem unruhigen Markt. Doch unter den VDP.Winzerinnen und Winzern ist trotz aller Unwägbarkeiten ein Geist des Aufbruchs zu spüren – getragen von dem Bewusstsein, dass das wofür sie seit jeher stehen, nämlich kompromisslose Qualität und Verlässlichkeit gerade jetzt mehr denn je gefragt sind. 

 

Der Jahrgang 2024 – So spielte das Wetter
2024 war kein Jahr für Routine – sondern für Erfahrung, Präzision und Zusammenhalt. Früh zeigte sich, dass es kein leichter Jahrgang werden würde: Ein milder Winter ließ die Reben vielerorts früh austreiben, ehe im April Spätfrost massive Schäden anrichtete. In zahlreichen Lagen erfroren die jungen Triebe, was regional zu drastischen Ertragseinbußen führte – bis hin zu Totalausfällen vor allem in einigen Flussnahen Regionen wie an Saale und Unstrut, an Saar, Ruwer, Ahr und Nahe. 

Wo ein zweiter Austrieb gelang, konnte die Arbeit fortgesetzt werden. Besonders in wassernahen oder geschützten Lagen blieben die Schäden begrenzt. Dennoch war früh klar: Für viele würde 2024 mengenmäßig schwierig werden. In einem beispiellosen Schritt ermöglichte der VDP daher in diesem Ausnahmejahr betroffenen Betrieben, Trauben von anderen VDP.Weingütern zuzukaufen – unter strengen Auflagen und mit einer klaren Kennzeichnung: „Ein Wein der Solidaritätsgemeinschaft VDP“. 

Es folgte ein feuchtwarmer Sommer mit hohem Pilzdruck, der den Pflanzenschutz zur Herausforderung machte. Im wechselhaften Herbst war einmal mehr das Know-how der VDP.Winzerinnen und Winzer gefragt: Nur mit Umsicht, Geduld, Erfahrung und penibler Handlese gelang es, das beste Traubenmaterial zum optimalen Zeitpunkt in den Keller zu bringen – eine Voraussetzung dafür, dass am Ende Spitzenweine der gewohnten Qualität entstehen konnten. 

Die Lese verlief regional sehr unterschiedlich. Während in Sachsen bereits Ende August die ersten Sektgrundweine eingebracht wurden, ernteten die Weingüter an Mosel, Saar und Ruwer teils bis weit in den Oktober hinein. Der Herbst war geprägt von einem Wechselspiel aus Warten, Hoffen und punktgenauem Handeln – ein „Stop and Go“, das den Trauben jedoch eine beeindruckende Aromenvielfalt verlieh. 

So bleibt 2024 als Jahrgang mit geringen Erträgen, aber großer Ausdruckskraft in Erinnerung: kein einfacher, aber ein besonderer Jahrgang – geprägt von Herausforderungen, der auch zahlreiche “seltene” Weine hervorbringen wird, da die Menge derart begrenzt war, wie zuletzt vor 15 Jahren. Das letzte Jahr in dem VDP.Weingüter so wenig geerntet haben, war 2010. 

VDP.Präsident Steffen Christmann lässt den Jahrgang 2024 folgendermaßen Revue passieren und gibt eine erste Einschätzung der Weine: „2024 war ein Jahrgang, der uns sehr gefordert hat. Die ungewöhnlich feuchte Vegetation, kombiniert mit vergleichsweise moderaten Temperaturen, verlangte präzises Timing in allen Arbeitsschritten. Ein Jahr, in dem Handlese unabdingbar war. Auf Grund des kühlen Wetters hatten die Trauben eine lange Reifephase und konnten viel Aroma ausbilden. Stilistisch zeigt sich der Jahrgang geprägt von einer kühlen Aromatik, präziser Struktur und einer lebendigen, gut eingebundenen Säure. Die Weine besitzen Spannung, Transparenz und Herkunftstiefe – mit einer Anmutung, wie wir sie aus Jahren wie 2016 oder 2008 kennen.“ 

Starker Heimmarkt – wachsendes digitales Potenzial 
Im Jahr 2024 verzeichneten die VDP.Weingüter einen Gesamtabsatz von 35,7 Millionen Flaschen, was einem 10-prozentigen Rückgang gegenüber den 39,7 Millionen Flaschen im Vorjahr entspricht. Damit liegen die VDP.Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, im bundesdeutschen Durchschnitt. Bemerkenswert ist, dass der Umsatzrückgang bei den Betrieben des VDP trotz des sinkenden Absatzes deutlich niedriger ausfiel als der Gesamtmarkt und nur 3% betrug, das heißt, dass es den Betrieben gelungen ist, ihre Erlöse zu steigern.  Der deutsche Binnenmarkt blieb auch 2024 herausfordernd: Inflation, sinkende Reallöhne und eine allgemein zurückhaltendere Konsumstimmung prägten das Umfeld.  Dennoch erzielten VDP.Weingüter im Durchschnitt rund 75 % ihres Umsatzes im Inland. 

Besonders der Ab-Hof-Verkauf bleibt ein zentrales Standbein: 93 % der VDP.Betriebe bieten diesen an. Der Absatzanteil schwankt je nach Betriebsstruktur und liegt im Durchschnitt bei rund 33%. Bei einigen macht der Ab-Hof-Anteil sogar bis zu 80 % aus. Sind Rückgänge in diesem Segment zu verzeichnen, werden diese zunehmend über digitale Kanäle aufgefangen – allen voran den eigenen Onlineshop, der sich weiter als wichtiges Vertriebsinstrument etabliert hat. 88 % der Weingüter verfügen über einen eigenen Webshop. Dort setzen sie derzeit durchschnittlich 10 bis 11 % ihrer Weine ab – Tendenz steigend: 44 % der Betriebe konnten ihren Onlineabsatz 2024 ausbauen, nur rund jeder Fünfte verzeichnete Rückgänge. Entsprechend hoch ist das Vertrauen in diesen Kanal: Neun von zehn Weingütern planen, ihre digitalen Direktvertriebsaktivitäten künftig zu intensivieren – sei es über den eigenen Shop, Social Media, Newsletter, Onlineverkostungen oder Podcasts. 

Gastronomie und Fachhandel als wichtige Säulen im Wandel 
Gastronomie und Fachhandel bleiben für die VDP.Weingüter unverzichtbare Partner – nicht nur als Vertriebskanäle, sondern auch als kompetente Botschafter für handwerklich erzeugte Weine mit Herkunft und Profil: Sie schaffen Orientierung, ermöglichen Beratung – und tragen wesentlich dazu bei, dass VDP.Weine dort genossen werden, wo sie hingehören: in den Kontext von Genuss, Kulinarik und gelebter Weinkultur. 

Im Durchschnitt werden rund 27 % der Weine über den Fachhandel abgesetzt, knapp 17 % über die Gastronomie. Auch wenn es hier, wie bei allen Vertriebswegen einen Rückgang im Absatz gab, bleiben Gastronomie und Fachhandel nach dem Ab-Hof-Verkauf, die wichtigsten Vertriebskanäle für VDP.Weingüter.In der Gastronomie konnte der VDP seine Position behaupten: Jede fünfte Flasche wurde auch 2024 direkt an die Gastronomie verkauft – ein bemerkenswerter Wert in einem Umfeld, das sich durch Konsolidierung, neue Konzepte und verändertes Konsumverhalten wandelt. Besonders der persönliche Einsatz vieler Winzerinnen und Winzer – ihre Präsenz bei Events, in Restaurants oder bei Kooperationen – macht hier den Unterschied. Ein Drittel der Betriebe verzeichnete steigende Gastronomieabsätze, ein Drittel stabile Zahlen, ein Drittel Rückgänge.  

Eine zunehmend wichtige Rolle spielt dabei auch der Sekt. Die Investitionen der vergangenen Jahre, die Leidenschaft der VDP.Winzerinnen und Winzer für dieses neu belebte Segment VDP.Sekt und VDP.Sekt.Prestige® zeigen Wirkung: Immer mehr Gastronomen und Fachhändlerinnen nehmen die hochwertigen Schaumweine der VDP.Weingüter in ihre Karten und Sortimente auf.  

Bewegte Zeiten bei LEH und externen Onlinehändlern
Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) blieb auch 2024 ein schwieriges Terrain für den Weinabsatz: Kaufkraftverluste, Preissteigerungen im Lebensmittelbereich und ein insgesamt preissensibleres Konsumverhalten setzten das Segment unter Druck – insbesondere im Einstiegs- und Mittelpreissegment. 

Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den wenigen in dem Segment aktiven VDP.Weingütern wider: Rund ein Viertel der Betriebe verzeichnete im LEH rückläufige Absatzzahlen, lediglich 15 % konnten Zuwächse erzielen. Diese sind vor allem dem Engagement inhabergeführter Märkte – insbesondere bei Edeka und Rewe – zu verdanken, die gezielt auf regionale Sortimente und hochwertige Produkte setzen. Insgesamt blieb der durchschnittliche Absatzanteil im LEH stabil bei rund 6%. Der Anteil im Discount liegt weiterhin bei unter 1 % – und spielt im VDP faktisch keine Rolle. 

Knapp 70 % der VDP.Weingüter arbeiten mit einem oder mehreren externen Onlinehändlern zusammen und vermarkten über diese durchschnittlich 5 % ihres Gesamtabsatzes. Allerdings berichtet rund die Hälfte der Betriebe von rückläufigem Absatz, nur jeder zehnte konnte zulegen. 

In diesem Umfeld zahlten sich insbesondere langjährige, gut gepflegte Partnerschaften aus, die auf Vertrauen und klarer Positionierung beruhen. 

Für die Zukunft erwarten 70 % der Betriebe stabile Verhältnisse in diesem Vertriebszweig, während ein Fünftel mit weiteren Rückgängen rechnet. Auch hier zeigt sich: Wer auf Qualität, Kontinuität und strategische Zusammenarbeit setzt, kann auch in einem unsicheren Umfeld bestehen. 

Export im Spannungsfeld geopolitischer Entwicklungen 
Der Export bleibt für das Gros der VDP.Weingüter ein wichtiger Baustein ihrer Vermarktungsstrategie – und ein Ausdruck der internationalen Wertschätzung für deutsche Spitzenweine. Doch war das globale Marktumfeld von erheblichen Unsicherheiten geprägt: Inflation, gestiegene Zinsen, fragile Währungen und anhaltende geopolitische Spannungen – insbesondere die Zollkonflikte zwischen China, den USA und der EU, die die Situation innerhalb weniger Tage verändern können – haben Spuren hinterlassen. 

In vielen Ländern ist der Weinimport zurückgegangen. Gründe dafür sind neben der wirtschaftlichen Eintrübung auch ein wachsendes Bewusstsein für nachhaltigen, gesundheitsbewussten Konsum. Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, dass sich die VDP.Betriebe weitgehend behaupten konnten: 28 % der Weingüter konnten ihren Exportabsatz steigern, während 42 % Rückgänge verzeichneten. Insgesamt blieb der Auslandsumsatz mit rund 25 % stabil – jede vierte Flasche eines VDP.Weinguts wird also weiterhin im Ausland genossen. 

Zu den wichtigsten Exportmärkten zählen weiterhin Skandinavien – allen voran Dänemark und Norwegen –, die Niederlande, die USA sowie Großbritannien, Belgien, die Schweiz, China und Japan. Diese Märkte gelten auch künftig als relevant und wachstumsstark. Darüber hinaus gewinnen neue Zielmärkte an Bedeutung, insbesondere in Südostasien (u. a. Korea, Thailand, Singapur), Australien und Südamerika (Mexiko, Brasilien). Ein zunehmend wichtiger Markt ist auch Osteuropa – besonders Polen, das sich dynamisch entwickelt und für VDP.Weingüter an strategischer Bedeutung gewinnt, da die VDP.Weine dort besonders geschätzt werden. 

Dass die Exportzahlen der VDP.Mitglieder im Vergleich zur Gesamtweinwirtschaft stabil bleiben, ist kein Zufall: Die Weine mit dem Adler auf der Kapsel setzen auf eine klare Herkunftsprofilierung, sind leicht identifizierbar und stehen weltweit für Herkunft, Handwerk und Verlässlichkeit – Werte, die in einem unruhigen Marktumfeld gefragter sind denn je. Zudem steht der Adler auch für Nachhaltigkeit, denn: Im Sommer wird das vor fünf Jahren beschlossene Ziel erreicht, dass alle VDP.Mitglieder nachhaltig zertifiziert sind. 

„In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld zeigt sich einmal mehr, wie tragfähig die Grundpfeiler des VDP sind: Herkunftscharakter mit klarem Charakter, Qualität durch konsequentes Handwerk und Verlässlichkeit durch nachhaltiges Wirtschaften. Unsere Mitglieder begegnen den Herausforderungen mit scharfem Profil, digitaler Stärke und internationalem Renommee – das stimmt mich zuversichtlich für die kommenden Jahre“, resümiert VDP.Präsident Steffen Christmann. 

 

 

Facts & Figures 2024 (Hochrechnungen)

Gesamtabsatz im Jahr 2024 (bezogen auf 0,75-l-Flaschen)
• Gesamt VDP: ca. 35,7 Millionen Flaschen
• Pro Weingut: ca. 176.700 Flaschen

Rebfläche
• Gesamt VDP: ca. 5.800 Hektar (ca. 5,6 % der deutschen Gesamtrebfläche)
• Pro Weingut: ca. 28,8 Hektar

Personalstruktur im VDP
• Durchschnittlich: 8 feste Mitarbeitende, 3 Aushilfen
• 4 von 5 Weingütern bilden aus (durchschnittlich 2 Auszubildende pro Betrieb)
• Im Durchschnitt bis zu 11 Saisonarbeitskräfte pro Weingut

Umsatzvolumen im Jahr 2024
• Gesamt VDP: ca. 446 Millionen Euro
• Pro Weingut: ca. 2,2 Millionen Euro

Durchschnittlicher Hektarertrag (hl/ha)
• 2024: 46 hl/ha
• 2023: 56,5 hl/ha
• 2022: 62 hl/ha
• 2021: 53 hl/ha
• 2020: 55 hl/ha

Durchschnittliche Flaschenpreise 2024 (0,75 l)
Hinweis: Endverbraucherpreise, ein Großteil der Flaschen geht mit Rabatten an Handel, Gastronomie und Export. Zum Vergleich: Durchschnittspreis einer Flasche deutschen Weins liegt bei 4,47 €/Liter.
• VDP.GUTSWEIN: 11,50 € (66 %)
• VDP.ORTSWEIN: 16,00 € (16 %)
• VDP.ERSTE LAGE®: 21,00 € (11 %)
• VDP.GROSSE LAGE®: 40,00 € (7 %)
(Prozentangaben beziehen sich auf die Absatzanteile der befragten VDP.Weingüter)

Absatzverteilung (Durchschnitt)
• Inland: 75 %
• Export: 25 %

Top 4 Exportmärkte
• Skandinavien (Dänemark, Norwegen, Schweden)
• Niederlande
• USA
• China

Ökologischer Weinbau im VDP
• 40,3 % der VDP.Rebfläche werden von 82 Weingütern ökologisch bewirtschaftet (teils noch in Umstellung)
• Damit bewirtschaftet der VDP ca. 17,7 % der gesamten ökologischen Rebfläche Deutschlands – bei nur ca. 6 % Anteil an der gesamten Rebfläche
• 19 VDP.Weingüter arbeiten biodynamisch (= 9,4 % der VDP.Rebfläche / 549,5 Hektar)

Rückblick Weinlese 2024

Auf der nun bevorstehenden VDP.Weinbörse in Mainz können sich die Fachgäste einen ersten Eindruck des neuen Jahrgangs 2024 verschaffen. Zu den Stimmen der Weinlese 2024 können Sie hier mehr Details erfahren:

Rückblick Weinlese 2024

VDP.Die Prädikatsweingüter  

Im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind 200 der besten Winzerinnen und Winzer Deutschlands zusammengeschlossen. Was sie eint, ist ihr Individualismus. Was sie antreibt, ist ihr zeitloses Ideal handwerklich erzeugter, herkunftsgeprägter Weine. Unverwechselbar wie sie selbst. Und wie ihr weltweit geschätztes Markenzeichen: der VDP.Adler. 

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: 
 
VDP.Die Prädikatsweingüter 
Max Rohde
m.rohde@vdp.de
+49 (0) 6131 945 65 14