Bericht zur Lage der VDP.Prädikatsweingüter

Ein Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 2023  – Das Lied der VDP.Winzerinnen und Winzer ist Qualität 

Das 50. Jubiläumsjahr der wichtigsten Fachmesse für deutschen Spitzenwein, der VDP.Weinbörse in Mainz, steht unter einem besonderen Stern: Wie reagieren die Akteure des Handels, der Gastronomie sowie Importeure aus dem Ausland auf einen verhaltenen Markt sowie das veränderte Konsumverhalten von Weintrinkern? Schließlich ist die Veranstaltung des VDP der Gradmesser für die enorme Weiterentwicklung des deutschen Weins in den letzten 50 Jahren. Auch wenn ein verunsichertes Marktumfeld zu spüren ist, zeigt sich: Qualität, Handwerk und ein klares Profil zahlen sich aus – so lassen die hohen angekündigten Besucherzahlen auf eine über viele Jahre aufgebaute Treue in das Qualitätsstreben des VDP schließen.  

 

Der Jahrgang 2023 – So spielte das Wetter

Das Jahr 2023 wird als ein „Spezialistenjahrgang“ für Winzerinnen und Winzer in die Geschichte eingehen. Von der Trockenheit bereits im Frühjahr bis zum anhaltenden Regen bei gleichzeitig warmen Temperaturen später im Jahr, war dieses Weinjahr alles andere als gewöhnlich. All das erfordert viel Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Erfahrung. 

Viele Mitglieder des VDP erlebten die schnellste Lese, die sie je hatten, da sowohl Gutsweine als auch Lagenweine praktisch gleichzeitig reif waren. So war die Weinlese 2023 zweifellos ein Kraftakt, der das Geschick der VDP.Winzerinnen und Winzer forderte. Die Trauben mussten per Handlese intensiv selektiert, um sicherzustellen, dass nur die gesunden und reifen Trauben in die Pressen gelangten. 2023 – ein Jahr, das für echte Spitzenweine vor allem Fleiß und Sorgfalt erforderte, aber auch eines, das als Jahr der Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit in Erinnerung bleiben wird. Das Ergebnis sei außergewöhnlich gut: „Die Weine haben genau die richtige Menge Fruchtigkeit, dabei eine belebende Säure, sodass ein kerniger Charakter entsteht.“, so VDP.Präsident Steffen Christmann.  

 

Bericht zur Lage 

Die Wirtschaftsdaten der VDP.Weingüter werden immer im Frühjahr abgefragt und daraus Durchschnittswerte und Hochrechnungen gebildet. Neben den Fragen nach Umsatz und Geschäftsentwicklung wurden dabei sowohl die Preistendenz der verschiedenen Stufen der VDP.Klassifikation, die Entwicklung des Exports, aber auch der unterschiedlichen Verkaufskanäle vom Fachhandel bis zum Direktverkauf abgefragt. 

Trotz wirtschaftlicher Gesamtsituation konnte das Gros der Weingüter seinen Umsatz annähernd halten, was im Vergleich zum gesamtdeutschen Markt ein gutes Ergebnis ist. Im Durchschnitt aller Betriebe wurden ca. 2,3 Mio. €/ p.a. Umsatz erzielt. Das entspricht auch dem Ergebnis der Umfrage, in der etwa die Hälfte der Befragten bestätigen, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei, während die andere Hälfte der Befragten von fallenden Umsätzen sprechen. 

Der deutsche Inlandsmarkt war durch die Inflation und die gesunkenen Reallöhne herausfordernd. Trotz allen Widrigkeiten stagnierte der Inlandsabsatz mit 73 % Umsatz Anteil im Durchschnitt der VDP.Weingüter, während der Absatz deutscher Weine im Jahr 2023 laut Nielsen um 9 % zurückging. Generell variiert der Inlandsanteil der VDP.Weingüter zwischen 15%, derjenigen die einen sehr hohen Anteil ihrer Weine exportieren und 100%, die diesen komplett in Deutschland vermarkten.  
Zu den gewichtigsten Gründen für den reduzierten Konsum zählen der Rückgang der verfügbaren Haushaltseinkommen sowie Gesundheitstrends. Dazu kommen international Gründe wie: drink less but better, die steigende Nachfrage alkoholfreier Optionen - auch im Kontext von Ernährungsumstellung, und demographische Veränderungen in der Gesellschaft.  

Der Ab-Hofverkauf bleibt für viele Weingüter im VDP sehr wichtig, wenn auch der Absatzanteil über diesen Weg je nach Betriebsausrichtung sehr unterschiedlich ausfällt – von 0 bis 70% Absatz ab Hof ist alles zu finden und liegt im Durchschnitt bei 29,5%. Etwaige Schwankungen im Ab Hof Verkauf fangen die Weingüter oftmals mit ihren Onlineshops auf, wohin der Direktverkauf leicht tendiert. 

Mehr als 4 von 5 Weingüter (86%) im VDP haben einen eigenen Webshop, über welchen sie 14% ihrer Weine absetzen. Fast jedes zweite Weingut (43%) konnte seinen Absatz im eigenen Onlineshop steigern, nur jeder fünfte Betrieb musste Absatzrückgänge hinnehmen. Viele Betriebe möchten in Zukunft den Absatz über ihren eigenen Onlineshop, über intensive Kundenansprache, Podcasts, Onlineverkostungen etc. fördern. Fast jedes zweite Weingut erwartet weiter steigende Absätze über die eigenen Onlineshops. 

Gastronomie und Fachhandel bleiben für die Winzerinnen und Winzer des VDP enorm wichtige Partner. Sie sind wertvolle Multiplikatoren, die im direkten Kundenkontakt mit Fachkompetenz und Service umfassende Beratung für die Sortimente und die unterschiedlichen Klassifikationsstufen des VDP ermöglichen. Auch das Segment VDP.Sekt, in das die Weingüter in den letzten Jahren enorm investiert haben, wird von Gastronomie und Handel zusätzlich und zunehmend breiter gelistet.  

Insgesamt sind stabile Absatzzahlen von 26% beim Fachhandel und 20 % in der Gastronomie zu verzeichnen. Die leichten Verschiebungen resultieren oftmals aus dem indirekten Absatz vom Fachhandel an die Gastronomie; die den Bezug über den Fachhandel als Hebel nutzt, Lagerkosten für kostspielige Weinkeller einzusparen. Jeder vierte Betrieb im VDP geht von steigenden Absätzen über den Fachhandel aus. Hier können die VDP.Weingüter auf langjährige Geschäftsbeziehungen setzen in einem sich konzentrierenden Handelssegment, was eine zuverlässige, kauffreudige und nachwachsende Zielgruppe anspricht und pflegt. 

Besonders hervorzuheben ist, dass die VDP.Weingüter in einem allgemein schrumpfenden Markt weiterhin jede fünfte Flasche (20% des Absatzes) im Jahr 2023 direkt an die Gastronomie abgesetzt haben. Hier sind es die Verbindung von Kulinarik und Weingenuss, zahlreiche und permanent neue Gastrokonzepte, wie auch der persönliche Einsatz der Winzerinnen und Winzer sowie ihre Präsenz in den Restaurants, die es ermöglichen in einem schrumpfenden Markt diese Position zu halten. Ein Drittel hat den Absatz gesteigert, ein Drittel gehalten, ein Drittel verloren. Die Mehrheit bleibt optimistisch. 

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat durch den Kaufkraftverlust der Haushalte und die starken Preissteigerungen für Lebensmittel im letzten Jahr Umsatzeinbußen besonders bei Wein hinnehmen müssen. Auch jedes vierte VDP.Weingut hat im LEH Absatz verloren, nur 15% der Betriebe konnten ihren Absatz über den LEH steigern. Das ist nicht zuletzt den regionalen Sortimenten der inhabergeführten Rewe, Edeka & Co zu verdanken. Insgesamt ist der Absatz der im LEH agierenden VDP.Weingüter um 3,5% auf 5,5% gesunken. Der Absatz über den Discount bleibt bei unter 1% weiterhin verschwindend gering.  

60% der VDP.Weingüter arbeiten mit externen Onlinehändlern zusammen und vermarkten über diese im Schnitt pro Weingut 5% ihres Gesamtabsatzes. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert. Der generelle Rückgang des Onlineabsatzes hat zu einem starken Preiswettbewerb und Preisnachlässen geführt. Ob dieser starken Mengen- und Preiskonkurrenz haben die VDP.Weingüter im letzten Jahr Absatz über externe Onlinehändler verloren, nur jeder zehnte Betrieb konnte seinen Absatz steigern. Für die Zukunft erwartet die Hälfte der Betriebe unveränderten Absatz über externe Onlinehändler, ein Drittel geht von weiteren Rückgängen aus.  

Das globale Umfeld war 2023 durch die Inflation und gestiegenen Zinsen herausfordernd. Der Import der meisten internationalen Weinmärkte hat 2023 deutlich abgenommen. Dabei spielt eine Rolle, dass Wert und Volumen des globalen Weinhandels nach der Erholung zum Ende von Covid 2021 im Jahr 2023 wieder gesunken sind. Dies ist zum Teil auch auf den Abbau der hohen Lagerbestände zurückzuführen, die in Zeiten der unzuverlässigen Lieferketten angelegt wurden. Gegen diesen Trend konnten sich die VDP.Betriebe behaupten. 41% der Betriebe konnten ihren Absatz im Export steigern und nur 26% waren von Exportrückgängen betroffen. Insgesamt liegt der Auslandsumsatz aller VDP.Betriebe unverändert bei 27%. Jede vierte Flasche des VDP wird damit ins Ausland verkauft.   

Zu den wichtigsten Exportmärkten des VDP zählen Skandinavien, allen voran Dänemark und Norwegen, sowie die Niederlande und die USA. Große Exportbedeutung haben in Asien China und Japan, dazu in Europa die Schweiz, Belgien und das Vereinigte Königreich. Diese Märkte werden auch für die Zukunft als attraktiv und unverändert wichtig angesehen, deren Bedeutung auch zunehmen wird. Als Newcomer und neue (Zukunfts-) Zielmärkte werden Australien, Korea, Thailand, Singapur und in Südamerika Mexico und Brasilien benannt. Die im Vergleich zur Gesamtweinwirtschaft positive Exportstatistik ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass „Weißwein aus Deutschland“ zunehmend gesehen wird.  

Die VDP.Weingüter konnten das Preisniveau der Weine weitgehend stabil halten. VDP.Gutsweine konnten etwas mehr erlösen als im Vorjahr, im Durchschnitt 11,50€/Flasche; im Vergleich zum deutschen durchschnittlichen Flaschenpreis von 3,83€.  Bei VDP.Ortswein und VDP.ERSTE LAGE® blieb das Preisniveau stabil. Die große Nachfrage nach VDP.GROSSE LAGE® Weinen ermöglichte einen Preissprung auf durchschnittlich 40 Euro Endverbraucherpreis. 

 

„Glücklicherweise ist die Resilienz der VDP.Weingüter durch die Profilierung der vergangenen Jahrzehnte sowie den Fokus auf die Qualität sehr hoch, insofern blicken wir trotz der Herausforderungen optimistisch in die Zukunft“, fasst VDP.Präsident Steffen Christmann die aktuelle Situation zusammen.

 
Facts & Figures (Hochrechnungen, bezugnehmend auf das Jahr 2023)

 

Gesamtabsatz im Jahr 2023 (in 0,75 Fl.) 
Gesamt VDP           39,7 Mio Flaschen
pro Betrieb              ca. 198.500 Flaschen 


Rebfläche 
Gesamt VDP           ca. 5.700 ha (ca. 5,5% der deutschen Rebfläche) 
pro Betrieb              ca. 28,5 ha 


Personalstruktur in VDP.Weingütern 
ø 8 Mitarbeiter:innen, 3 Aushilfen 
4 von 5 Weingütern bilden aus (ø 2 Azubis)

Im Mittel werden bis zu 12 Saisonarbeitskräfte je Weingut beschäftigt. (Je nach Betriebsgröße bis zu 60)  


Umsatzvolumen in 2023
Gesamt VDP           ca. 460 Mio. Euro
Pro Betrieb              ca. 2,3 Mio. Euro


Ertrag in 2023 ø

56,5 hl/ha (Jahrgang 2023)

62 hl/ha (Jahrgang 2022)

53 hl/ha (Jahrgang 2021)

55 hl/ha (Jahrgang 2020)

52 hl/ha (Jahrgang 2019) 


Flaschenpreise in 2023 (0,75l) ø
Zum Vergleich: Durchschnittspreis für eine Flasche deutschen Wein: 4,51 € pro Liter;

Hinweis: Die genannten Preise sind Endverbraucherpreise, jedoch geht ein nicht unerheblicher Teil an Handel/Gastronomie/Export mit entsprechenden Rabatten.

 

VDP.GUTSWEIN                                     11,50 € (49,5%) 

VDP.ORTSWEIN                                     14,00 € (30%) 

VDP.ERSTE LAGE®                               20,00 € (11,5%) 

VDP.GROSSE LAGE®                            40,00 € (9%) 


Absatz ø 
Inland 73 %
Export 27 %


Export-Tendenzen Top 3  
Skandinavien (Dänemark, Norwegen, Schweden)  
USA  
Niederlande

 

Ökologischer Weinbau 

40 % der VDP.Rebfläche wird von 82 Weingütern ökologisch bewirtschaftet (tw. noch in Umstellung)

Damit wird ca. 16 % der deutschen Öko Weinbaufläche vom VDP bewirtschaftet 

13 VDP.Weingüter arbeiten biodynamisch (7,7 % der VDP.Rebfläche, 427,5 ha insgesamt) 

 

Nachhaltiger Weinbau 

65 Betriebe sind nachhaltig wirtschaftend und zertifiziert (= 2.489 ha 45% der VDP.Rebfläche)

Rückblick Weinlese 2023

Auf der nun bevorstehenden VDP.Weinbörse in Mainz können sich die Fachgäste einen ersten Eindruck des neuen Jahrgangs 2023 verschaffen. Zu den Stimmen der Weinlese 2023 können Sie hier mehr Details erfahren:

Rückblick Weinlese 2023

VDP.Die Prädikatsweingüter  

Im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind 200 der besten Winzerinnen und Winzer Deutschlands zusammengeschlossen. Was sie eint, ist ihr Individualismus. Was sie antreibt, ist ihr zeitloses Ideal handwerklich erzeugter, herkunftsgeprägter Weine. Unverwechselbar wie sie selbst. Und wie ihr weltweit geschätztes Markenzeichen: der VDP.Adler. 

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: 
 
VDP.Die Prädikatsweingüter 
Hilke Dahlem
h.dahlem@vdp.de
+49 (0) 6131 945 65 11