FORTSCHRITTE AUF DEM WEG ZUR RECHTLICHEN GRUNDLAGE HERKUNFTSBEZOGENER "ERSTER GEWÄCHSE" & "GROßER GEWÄCHSE"

Lagenklassifikation für den deutschen Weinbau

 

Nach über drei Jahren intensiver Gespräche, dem Aufzeigen von Fakten und dem Führen von Diskussionen sieht der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) im einstimmig beschlossenen Entwurf des Deutschen Weinbauverbands (DWV) für eine Lagenklassifikation einen wichtigen Schritt nach vorn. Dieser Entwurf ebnet den Weg zu einer national einheitlichen und qualitätsorientierten Bezeichnung trockener Spitzenweine, die auf der Bonität und Reputation der Herkunft beruhen. Als Vorreiter einer lagenbezogenen Klassifikation betont der VDP die Notwendigkeit, dass die Begriffe „Erstes Gewächs“ und „Großes Gewächs“ sich an den Kriterien von Premier und Grand Crus orientieren müssen und damit strenge Regeln hierzu auch in Deutschland eingeführt werden.

Mit der neuen Weinverordnung könnte der Weinbau in Deutschland eine Weingesetzgebung erhalten, die der VDP als Chance für den deutschen Wein begrüßt. Seit Jahrzehnten verfolgt der VDP das Herkunftsprinzip und hat mit der Einführung von Ersten und Großen Gewächsen – Premier und Grand Crus für Deutschland – eine Lagenklassifikation geschaffen, die weltweit Anerkennung findet und das Ansehen des deutschen Weins gestärkt hat. Diese Entwicklung erforderte Verzicht, Selbstkritik und Fokussierung innerhalb des Verbandes. Die VDP-Klassifikation gilt heute als eine der homogensten und anspruchsvollsten weltweit. Die Überführung in eine allgemeingültige Regelung muss konsequent, ohne Zeitdruck und mit Bedacht, aufbauend auf den gemachten Erfahrungen, erfolgen.

Klassifikation mit Weitblick: ‚Erstes Gewächs‘ und ‚Großes Gewächs‘ erfordern klare Regeln

 

Nach intensiven Diskussionen und Sitzungen auf Ebene des Deutschen Weinbauverbandes liegt nun ein Entwurf für die Etablierung einer allgemeinen Lagenklassifikation in Deutschland vor. Trotz dieses immensen Fortschritts liegt noch viel Arbeit vor allen Beteiligten. „Der Entwurf schafft eine Grundlage, aber die weitere Ausgestaltung, insbesondere in den Regionen ist entscheidend. Es braucht klare Kriterien, parzellenscharfe Abgrenzungen und eine einheitliche, strenge Kontrolle auf nationaler Ebene, um eine Verwässerung und Auseinanderdriften dieser Begriffe zu verhindern. Der Erfolg wird davon abhängen, wie die Schutzgemeinschaften, zusammen mit denjenigen die in den Regionen Erfahrung mit Großen und Ersten Gewächsen haben, diese Vorgaben umsetzen und mit Leben füllen“, so Steffen Christmann, Präsident des VDP. „Wir stehen bereit, unsere langjährige Erfahrung und unser Know-how in diesen Prozess einzubringen. Es gilt nun, gemeinsam die nächsten Schritte mit Bedacht zu gehen und sicherzustellen, dass die Definition von „Ersten Gewächsen“ und „Großen Gewächsen“ einen nachhaltigen Beitrag zur Qualität und zum Ansehen des deutschen Weines und seinen Herkünften leistet“.

Die VDP-Klassifikation wurde mit großem Engagement und durch jahrzehntelange harte Arbeit entwickelt, wobei die Mitgliedsbetriebe auf internationale Vorbilder wie das Burgund zurückgegriffen haben. Ziel war es an die große Tradition der Lagenkultur in Deutschland anzuknüpfen und deutschen Wein auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen, indem Herkunft und Qualität untrennbar miteinander verbunden werden. Eine Nivellierung dieser Begriffe auf den kleinsten Nenner würde nicht nur die bisherigen Errungenschaften gefährden, sondern auch das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten sowie Handelspartner in deutsche Spitzenweine erschüttern. „Es ist entscheidend, dass die neuen Regelungen klare Kriterien und einheitliche Kontrollmechanismen auf nationaler Ebene vorsehen“, betont Steffen Christmann, Präsident des VDP. „Die Begriffe, die für den deutschen Spitzenweinbau stehen, dürfen nicht verwässert werden.“

Differenzierte Lösungen für klare Herkunft: Ein Fundament, das die Spitze trägt

 

Der VDP fordert daher eine differenzierte Lösung, die sowohl die regionalen Besonderheiten berücksichtigt als auch national einheitliche Standards setzt. Eine sogenannte „Bottom-up“-Strategie, bei der Regionen und Betriebe in die Gestaltung einbezogen werden, ist notwendig, um Akzeptanz und Umsetzbarkeit

sicherzustellen. Dabei können die Bezeichnungen “Erstes Gewächs” und “Großes Gewächs” nicht die gesamte Weinbranche tragen oder ihre wirtschaftlichen Herausforderungen lösen. Sie bilden die Spitze der deutschen Weinerzeugung – vergleichbar mit der Krone eines Baumes, die nur gedeiht, wenn der Stamm stark und gesund ist. Diese Krone steht für höchste Qualität, erkennbar nur durch ein solides Fundament, welches Herkunft von unten nach oben – von der Region bis in die Lage – dekliniert und durch die Erzeuger sowie Regionen belebt wird. Auch hier muss der Grundsatz der EU für alle Herkunftsbezeichnungen gelten, dass zuallererst die Erzeugerinnen und Erzeuger der jeweiligen Produkte die Kriterien definieren. Gleichzeitig muss eine unabhängige Kontrollstruktur gewährleisten, dass die definierten Kriterien konsequent eingehalten werden.

Darüber hinaus ist die Rolle der Lagenklassifikation für die dauerhafte Bewirtschaftung der Kulturlandschaften in Deutschland unerlässlich. Herkunft und Nachhaltigkeit sind untrennbar verbunden und ein zentraler Bestandteil der Zukunft des deutschen Weinbaus. „Nur durch eine klare, strenge und dadurch auch ökonomisch erfolgreiche Lagenklassifikation können wir sicherstellen, dass unsere Arbeit nicht nur qualitativ, sondern auch nachhaltig möglich bleibt“, so Christmann.

Der VDP appelliert an die politischen Akteure, diese Gelegenheit zu nutzen, um ein Weingesetz zu schaffen, das nicht nur den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird, sondern auch die hohen Standards und Errungenschaften des deutschen Weinbaus bewahrt. Präzise, verbindliche und transparente allgemeinverbindliche Rechtsgrundlagen sind unerlässlich, um den deutschen Weinbau international als Qualitätsführer zu positionieren und langfristig erfolgreich zu machen.

©VDP by Peter Bender