"Lage, Terroir, Qualität, Holzfass. Es ist die Mühe wert, in den Steillagen an die Grenzen des Machbaren zu gehen."
Martin Schwarz ÜBER SEINE WEINE UND SEIN WEINGUT IN MEIßEN
Verkaufszeiten
12-18 Uhr Freitag & Samstag und auf AnfrageInhaber:in
Martin Schwarz
Kellermeister:in
Martin Schwarz
Im VDP seit
2022
Rebfläche in Hektar
5,80 ha
Rebsorte
27% Spätburgunder/ Pinot Noir, 19% Blaufränkisch, 19% Riesling, 11% Weiß- & Grauburgunder, 7% Chardonnay, 6% Müller Thurgau, 5% Traminer
Geologie
Granit- und Syenitverwitterungsgestein
Anbaugebiet
Merkmale
VDP: Was ist das Besondere an Ihrem Weingut?
Martin Schwarz: Wir sind Quereinsteiger und die 1. Generation als Weinmacher. Ohne Familientradition, dafür ungebunden und frei von Konventionen, sehen wir uns als Weinpioniere des Ostens. Begonnen haben wir, sehr enthusiastisch, vor 20 Jahren mit knapp einem halben Hektar Steillage im MEISSNER KAPITELBERG. Nach den ersten Jahren die Ernüchterung: keine Rebflächen zu pachten, kein bezahlbares Gebäude, wir waren schon fast ausgewandert… Dann der Glücksfall: wir konnten einen historischen Weinberg zu neuem Leben erwecken, Bäume roden, Trockenmauern aufsetzen und endlich Chardonnay, Pinot, Riesling und ein bisschen Nebbiolo pflanzen. Heute ist es unser wichtigster und auch schönster Weinberg, der FRIEDSTEIN in Radebeul, wo in Zukunft unsere großen Gewächse entstehen werden. Mittlerweile konnten wir uns auf 6 ha vergrößern und vinifizieren im eigenen Weingut, einem historischen Weingut aus dem 18. Jahrhundert in Meißen, schön gelegen, direkt an der Elbe.
VDP: Was ist Ihre Weingutsphilosophie?
Martin Schwarz: Alles braucht Zeit, sich zu entwickeln, nicht nur der Wein. Das muss man aushalten und trotzdem in Spannung bleiben.
VDP: Welchen Weinstil streben Sie an?
Martin Schwarz: Lage, Terroir, Qualität, Holzfass. Es ist die Mühe wert, in den Steillagen immer wieder an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Dann kommen Finesse, Eleganz und Charakter. Unsere Lieblingsrebsorten sind die Rieslinge, die auf wunderbare Weise die Lagencharakteristik unserer Granitverwitterungsböden wiederspiegeln. Die Burgunder, die in unserer Klimazone mit Mineralik und animierender Frische ausgestattet sind.
VDP: Welchen Ihrer Weine würden Sie jemandem empfehlen, der Ihr Weingut noch nicht kennt – sozusagen als Einstieg?
Martin Schwarz: Aufgrund der anfänglich kleinen Rebfläche mit vielen verschiedenen Rebsorten haben wir damals mit Cuveés begonnen, Weiß & Grauburgunder, Riesling & Traminer, Spätburgunder & Portugieser. Bis heute sind sie eines unserer Markenzeichen, zeigen sie doch, dass durch das Verbinden zweier Rebsorten eigenständige, charaktervolle Weine mit hoher Komplexität entstehen können.
VDP: Auf welchen Wein sind Sie ganz besonders stolz?
Martin Schwarz: Besonders stolz sind wir auf unseren Pinot Noir FRIEDSTEIN, der zeigt, dass auch in Sachsen große Rotweine erzeugt werden können. Dies bestätigen wiederholt Blindverkostungen, bei denen wir sehr gute Platzierungen erreichen konnten.
VDP: Warum sind Sie Winzer geworden?
Martin Schwarz: Der Beginn war wohl der Château Margaux 1975, dem ich damals zu Schulzeiten dem Lateinunterricht den Vorzug gab und mit einem guten Freund in der Kassler Karlsaue trank. Seitdem habe ich mich intensiv mit allem, was das Weinmachen und die Weinwelt betrifft, beschäftigt. Als ich dann während meines Elektrotechnikstudiums in der „Alles über Wein“ über Geisenheim las, stand für mich fest, dass ich nur noch Weinmacher werden will.
„Wir sind Quereinsteiger und die 1. Generation als Weinmacher. Ohne Familientradition, dafür ungebunden und frei von Konventionen.“
VDP: Haben Sie Vorbilder oder Mentoren?
Martin Schwarz: In den 80er Jahren waren die großen Weingüter in Bordeaux und vor allem in Burgund die Ikonen. Das hat sich in den 90er Jahren geändert, als ich die Spitzenrieslinge und Topburgunder deutscher Winzer entdeckte. Mein Mentor war zweifelsfrei Joachim Heger, der mich nachhaltig geprägt hat.
VDP: Was sind Ihre nächsten Ziele?
Martin Schwarz: Sie sind sehr anspruchsvoll und essentiell. Den Betrieb, in den wir viel investiert haben, auf stabile Füße stellen. Das hohe Potenzial des Weinbaus in Sachsen voll auszuschöpfen und nach außen bekannter zu machen.
VDP: Wie vereinen Sie Tradition und Innovation?
Martin Schwarz: „Tradition ist die Innovation von gestern“ traf ein bekannter Winzer den Nagel auf den Kopf. Allerdings steckt in der Tradition auch jede Menge gut selektierte Erfahrung, die es zu bewahren gilt. Und das Rad wird sowieso immer wieder neu erfunden… Die Kernelemente bleiben für uns unverändert: Steillage, Handarbeit, niedrige Erträge, Selektion, Holzfass, langes Hefelager.
VDP: Warum sollte man ihr Weingut noch besuchen?
Martin Schwarz: Hier, in unserer Region, gibt es so viel zu entdecken: die Meißner Altstadt mit der Porzellanmanufaktur und der Albrechtsburg, Schloss und Park Moritzburg, natürlich die Barockstadt Dresden, die Dresdner Elbhänge und die Sächsische Schweiz und vieles vieles mehr…
© 2024
Fotos: Peter Bender