JOSCHA DIPPON

VDP – Generation Next.

Nun ist der VDP schon weit über hundert Jahre alt – und so vital und dynamisch wie in Gründungszeiten. Das liegt einmal am ebenso ungebrochenen wie unbedingten Willen, nur die besten Weine in die Flasche zu bringen. Und zum anderen daran, dass ständig neue Generationen frischen Wind in die Weingüter bringen. Schauen wir uns fünf von ihnen einmal genauer an.

Ladys first: Zwei unserer vorgestellten VDP.Betriebe gehen in die Hände von Winzertöchtern über: das Weingut Christmann in der Pfalz und das Schlossgut Diel an der Nahe. Caroline Diel und Sophie Christmann treten in recht große Fußstapfen: Carolins Vater Armin Diel ist einer der bekanntesten Winzer Deutschlands, war jahrelang Chefredakteur des „Gault Millau Weinguide” und im Präsidium des VDP. Sophies Vater wiederum ist kein geringerer als der Präsident des Verbandes. Ehrfucht? „Achwo!" Respekt? „Aber klar!”  

Beide Töchter haben während ihrer Ausbildung die ganze Weinwelt kennen gelernt, unter anderem in Australien und Bordeaux (Sophie) oder in Neuseeland und Burgund (Caroline).  Schon daraus erwächst natürlich Selbstbewusstsein. Und dann ist da der Umstand, dass die Väter den Töchtern ihre Freiheiten lassen und sie unterstützen, fördern. Erbstreitereien, Ränke und Intrigen Fehlanzeige. Caroline: „Ich arbeite schon seit 2006 im elterlichen Weingut, bin also schon mittendrin. Diese Zeit war sehr wichtig und hilfreich. Ich habe den Weinstil sehr geprägt und dem Weingut gewissermaßen meinen Stempel bereits aufgedrückt.” 

Anders gestaltet sich der Übergang bei den Christmanns: Sophie wird den Betrieb (noch) nicht direkt übernehmen, sondern in den nächsten Jahren zusammen mit dem Vater als „Superteam” (O-Ton Sophie) im Weingut arbeiten. Und es gibt auch schon erste Erfolge zu verzeichnen: die Pfälzer Jungwinzerin wurde beim deutschen Rotweinpreis 2019 zur Entdeckung des Jahres gekürt!

Auffallend: Die junge Generation nimmt das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig, das im VDP seit jeher eine große Rolle spielt. Wobei die Christmanns schon seit 15 Jahren biodynamisch arbeiten, während man auf Schlossgut Diel die Bewirtschaftung „quasi auf Öko“ umgestellt hat, wie Caroline Diel anmerkt. Ein anderes gemeinsames Interesse der Winzerinnen: Beide wollen die Herkunft der Weine schmeckbar machen, die Eigenheiten der Böden, des Klimas, des Jahrgangs herausarbeiten.

Sophie Christmann: „Natürlich führt die Zusammenarbeit der Generationen auch manchmal zu Diskussionen. In den meisten Fällen geht es aber nur um kleine Details. Viel wichtiger ist unsere gemeinsame Überzeugung, nur mit dem Besten zufrieden zu sein. Nur das zu machen, was wir können: Nämlich authentische, handwerkliche erzeugte Weine, die von der Pfalz, der großartigen Heimat unserer Familie erzählen.“ Ebenso  treibt Caroline Diel die „Leidenschaft, aus unseren Weinbergen das Beste rauszuholen. Auf unserem Grund und Boden authentische Weine zu machen, die von Ihrer Herkunft erzählen.”  Nachhaltigkeit und Terroir – zwei Punkte, die bei den beiden Winzerinnen, aber auch auf der Agenda des VDP ganz oben stehen. 

Kommen wir nach den Töchtern jetzt zu den Söhnen: Hansjörg und Matthias Aldinger vom Weingut Aldinger in Fellbach, Mark Barth vom Wein- und Sektgut Barth in Hattenheim und Joscha Dippon von Weingut Schloß Hohenbeilstein. Die Jungwinzer verkörpern mit ihren Betrieben aber auch exemplarisch die Vielfalt, die den VDP als Verband auszeichnet. Joscha Dippon ist frischgebackener Schloßherr in Württemberg, sein Weingut seit 1994 vollständig auf kontrolliert ökologischen Anbau umgestellt. Wie seinem Vater ist auch ihm „viel daran gelegen, Bewusstsein und Freude bei den Menschen zu schaffen für die Arbeit hinter einer Flasche Wein, für den Bioanbau und das Produkt Wein selbst.“ Allerdings: „Bei der Umsetzung, im Ausbau der Weine im Keller diskutiere ich gerne mit meinem Vater. Da sind wir manchmal anderer Meinung – und das ist gut so! Nur so erzielen wir differenzierbare Weinstile.“ 

Wie das Schlossgut Hohenbeilstein ist das Weingut Aldinger ist ein klassisches Familienweingut, in dem jeder mithilft – wenn auch ohne Schloss. Dafür wird es durch die Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart geprägt, durch Urbanität und durch das Motto, nach dem Hansjörg und Matthias Aldinger handeln: „Tradition und Fortschritt“. Generationenkonflikte? „Vielleicht trinken wir ein wenig lieber den leichteren Stil und unser Senior die kräftigeren. Gert entscheidet extrem schnell und wir schlafen gern mal ´ne Nacht drüber. Aber die Gemeinsamkeiten überwiegen ganz klar. Wenn wir etwas machen dann sehr konsequent....alt wie jung!“ 

Die Familie spielt auch bei Mark Barth eine große Rolle. Schon seit 2011 arbeitet er im Weingut „Dabei waren wir federführend an der Entwicklung des neuen VDP.SEKT.STATUTS beteiligt und betrachten uns als Pioniere des Riesling Lagensektes.“ Und was heißt es für ihn, Mitglied beim VDP zu sein?  „Da ich ja quasi in einen bestehenden VDP.Betrieb hineingewachsen bin und darüber hinaus durch mein eigenes Engagement als stellv. Vorsitzender im VDP.RHEINGAU sowie in diversen Arbeitsgruppen im Bundes VDP, u.a. dem Arbeitskreis VDP.Sekt, die Zukunft des Verbandes mitgestalten kann, spielt der VDP schon eine wichtige Rolle und ist damit auch Teil unseres Betriebes.“

Wie man sieht: Der VDP und seine Winzer entwickeln sich von Generation zu Generation fort. Das selbstgesteckte Ziel, im Weinbau immer einen Schritt voraus zu sein und nur absolute Spitzenqualität zu liefern, scheint dabei die Übergabe der Betriebe zu erleichtern. Denn wo von Anfang an nach vorne gedacht wird, sind frische Ideen der „Nachrücker“ selbstverständlich immer willkommen.