VDP.Prädikatsweingüter und meiningers sommelier zeichnen auf der VDP.Weinbörse 2025 in Mainz erneut “Ausgezeichnete Weinkonzepte” aus.
Was vor wenigen Jahren als kleine Ehrung für große Weinleidenschaft begann, hat sich längst zu einem begehrten Siegel für vinophile Exzellenz entwickelt: Das „Ausgezeichnete Weinkonzept“ (AWK), vergeben vom VDP.Die Prädikatsweingüter in Kooperation mit meiningers sommelier, ist heute ein sichtbares Zeichen gelebter Weinkultur – vom urbanen Hideaway bis zur alpinen Luxusadresse. Wo immer das elegante Messingschild mit dem VDP.Adler erstrahlt, darf der Gast mehr erwarten als eine bloße Weinauswahl: Hier wird Beratung zur Kunst, Auswahl zur Haltung und Leidenschaft zum Konzept.
Die Zahl der Bewerbungen ist konstant hoch – So haben auch 2025 zahlreiche Häuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Karten offengelegt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Und erneut hat die Jury die spannendsten Konzepte ausgezeichnet.
Der diesjährige Sonderpreis widmete sich jener Rebsorte, die wie kaum eine andere für die Identität des deutschen Weins steht und unsere internationale Strahlkraft prägt: Der Riesling. Gleich zwei völlig unterschiedliche Konzepte durften sich hier über eine Auszeichnung freuen: das radikal auf Riesling fokussierte Düsseldorfer Concept Riesling und das fein austarierte Gourmet-Konzept von Marie-Helen Krebs in Schloss Elmau.
Doch auch darüber hinaus sind die diesjährigen Preisträger:innen extrem facettenreich. Sie alle eint das kompromisslose Bekenntnis zum deutschen Wein – in Tiefe, Breite, Reife und Preisgestaltung. Sie kuratieren, vermitteln, übersetzen und leben Wein, oft still im Hintergrund und doch mit prägender Wirkung.
Es folgen die Laudationes von meiningers-sommelier-Chefredakteur Saschs Speicher
Die Preisträgerinnen und Preisträger – Sie lesen die Laudationes von Sascha Speicher
Sonderpreis bestes Rieslingkonzept
Nur wenige Rebsorten haben eine solche Bedeutung für die Weingüter des VDP, wenige sind so identitätsstiftend für den gesamten deutschen Weinbau. Deutscher Wein wird sofort mit Riesling assoziiert, mindestens ebenso wichtig: Riesling wird umgekehrt auch mit Deutschland verknüpft. Das ist unser größter Trumpf im internationalen Konzert und Wettbewerb, ohne damit den deutschen Sekt und Spätbugrunder, Silvaner, Lemberger oder andere in einzelnen Regionen besonders stilgebende Rebsorten herabzuwürdigen. Doch Riesling von trocken bis edelsüß ist nun einmal der USP.
Dass sich der Riesling-Boom in den letzten Jahren etwas abgeschwächt hat, hat viele kleine Ursachen. Höchste Zeit, gegenzusteuern. Wir tun dies, in dem wir 2025 das beste Rieslingkonzept in der Gastronomie auszeichnen.
Genaugenommen sind es zwei Konzepte und die sind so konträr, dass es unmöglich ist, sie gegeneinander abzuwägen, ihre unterschiedlichen Stärken zu gewichten.
Nico von der Ohe, Concept Riesling
Das eine trägt den Riesling bereits im Namen: Concept Riesling. Wer sich einmal, zu Glanzzeiten der ProWein, zu später Stunde an Carlsplatz in Düsseldorf ins Getümmel gestürzt hat, weiß, warum diese Weinbar als Riesling-Botschafter internationale Strahlkraft hat. 1.500 Positionen Wein, davon mehr als 1.000 Positionen Riesling, in beeindruckender Breite und Jahrgangstiefe. Eine Weinkarte im klassischen Sinn gibt es nicht, die exzellent bestückten Regale dienen als begehbare Karte. Wen dieses Angebot überfordert, der lässt sich von einem der sechs ausgebildeten Sommeliers beraten. Die Geschäftsführung teilen sich Philipp Kutsch, Björn Schwethelm und Nico von der Ohe, den man als das Gesicht von Concept Riesling in der Szene bezeichnen darf. In den vergangenen sieben Jahren wurde das Konzept immer weiter verfeinert und um zahlreiche Veranstaltungen und Raritätenproben erweitert. Es ist keine Frage: Concept Riesling tut mehr als jeder andere für die Strahlkraft des Rieslings, auch international. Die Metallplakette mit dem Schriftzug Ausgezeichnetes Rieslingkonzept ist am Carlsplatz genau richtig platziert.
Marie-Helen Krebs, Schloss Elmau, Restaurant Ikigai
Internationale Strahlkraft? Unermüdlicher Einsatz für Riesling, von trocken bis restsüß? Jahrgangstiefe? Alles Attribute die ebenso auf Marie-Helen Krebs und ihre Wirkungsstätte im Restaurant Ikigai beziehungsweise in Schloss Elmau zutreffen. Die Mission scheint zwar ähnlich, wie im Concept Riesling. Die Mittel sind jedoch komplett andere. Hier zeugt die digitale Weinkarte Schwarz auf Weiß von der Vielfalt und Faszination des Deutschen Rieslings. Es gibt kein Menü aus der Küche von Christoph Rainer, zu dem nicht mindestens ein deutscher Riesling in der Weinbegleitung seine Bühne bekommt. Sie würde liebend gerne auch zwei oder drei Rieslinge in ihre Begleitung einbauen, hätte sie als Top-Sommelière nicht den Anspruch, den Gästen Abwechslung zu bieten. Vor allem aber hat sie ein Problem des Rieslings in der Gastronomie früher als viele andere erkannt und reagiert. Blutjunger Riesling macht großen Spaß. Solo genossen oder auch zu deftigen Speisen von Leberwurst bis Bratwurst unschlagbar. Im Restaurant auf der Zwei- bis Drei-Sterne-Ebene jedoch nur bedingt der perfekte Speisebegleiter, wenn man das Konzept des Pairings wirklich ernst nimmt. Jedenfalls bei den aktuellen Küchentrends in der Gourmetszene, bei denen gerne fermentiert, eingelegt und mit allerlei Gemüse gearbeitet wird. Hier braucht der Riesling eine gewisse Reife, um brillieren zu können, und genau die bekommt er bei Marie-Helen Krebs. Nach fünf, besser zehn Jahren, setzt sie mit großer Überzeugung Riesling ein, von trocken bis restsüß, und begeistert damit regelmäßig ihre internationalen Gäste im Schloss.
Ausgezeichnetes Weinkonzept International
Hier verhält sich die Situation ähnlich, wie beim Sonderpreis für das beste Rieslingkonzept und aus diesem Grund gibt es auch hier zwei Gewinner in diesem Jahr, einmal Österreich und einmal Schweiz.
Sven Uzat, Park Hotel Vitznau
Beginnen wir in der Schweiz. Wie wärs mit ein wenig Statistik: Mehr als 200 deutsche Weißweine von 24 Winzerinnen und Winzern aus sieben Anbaugebieten sowie rund 50 Rotweinen von 9 Winzerinnen und Winzern aus fünf Anbaugebieten und eine ähnliche Auswahl im Süßweinbereich. Bei den Weißweinen dominiert der Riesling, bei den Rotweinen der Spätburgunder, entsprechend der Stärken Deutschlands im internationalen Konzept. Der Sommelier stammt, wie fast jeder Top-Sommelier in der Schweiz, aus Deutschland. Sven Uzat wurde in der Nähe von Nürnberg geboren. Seine Karriere führte ihn zu den besten Adressen: Vom Waldhotel Sonnora geht es nach Wien ins Palais Coburg. Vom vermutlich bestbestückten Weinkeller Österreichs wechselt er ins Park Hotel Vitznau am wunderschönen Vierwaldstättersee. Dieser ästhetische Weinkeller, dessen Regalfächer Bienenwaben ähneln, steht dem des Palais Coburgs in nichts nach. In sechs Räumen lagern mehr als 35.000 Flaschen Wein. Die Parallelen zum Palais Coburg sind übrigens kein Zufall, hinter beiden steckt schließlich die Pühringer Foundation Group. So kann Sven Uzat als Chef des vierköpfigen Sommelier-Teams aus den Vollen schöpfen. Dabei konzentriert er sich bei der Auswahl der deutschen Weine im Wesentlichen auf die ganz großen Namen unter den deutschen Weingütern und baut bei vielen Top-Lagen auch eine gewisse Jahrgangstiefe auf. Auf diese Weise ist der deutsche Wein in einem der glanzvollsten Weinschaufenster der Schweiz mehr als würdig vertreten.
Maximilian Steinfeld, Hotel Alpenstern, Damüls
Ein gebürtiger Deutscher ist auch in unserem zweiten internationalen ausgezeichneten Weinkonzept der Herr über die Weinkarten. Der Plural ist korrekt, denn für diese grandiose Auswahl sind zwei Weinbücher nötig, um das Handling nicht zum Workout zu machen. So gibt es eine Weißweinkarte und eine Rotweinkarte. Zusammen mit seiner Frau Corina Steinfeld ist Maximilian Steinfeld auch der Juniorchef des Hauses. Mit ihm hat es ein echtes Nordlicht von der Insel Sylt nach Damüls, mitten in die Bergwelt Voarlbergs, verschlagen. Immerhin kann er von den Damülser Gipfeln auf das schwäbische Meer, den Bodensee, schauen, sollte ihn das Heimweh packen. Doch dazu dürfte wenig Zeit bleiben. Der grundlegende Umbau des Hotels und der Auf- und Ausbau der Weinkarte fielen in die Covid-Jahre. Die wurden im Fall des Alpensterns wirklich sinnvoll genutzt, denn das Ergebnis ist eine der besten Weinkarten Österreichs mit einem klaren deutschen Akzent. Maximilian Steinfelds Wein-Sozialisation erfolgte mit Riesling, wie er gerne betont, und das ist bis heute zu spüren. Mehr als 200 trockene deutsche Weißweine, der Großteil davon Riesling, führt er auf der Karte, an stärksten vertreten ist die Pfalz mit sechs VDP-Weingütern, darunter einige Lagen wie IDIG oder GAISBÖHL auch in beachtlicher Jahrgangstiefe. Von neun deutschen Winzerinnen und Winzern bietet er darüber hinaus Spätburgunder an, von einem Lemberger. Und das in Österreich. Die Preisgestaltung ist übrigens bemerkenswert fair, sodass sich für die meisten Gäste nach einem langen Skitag locker eine Flasche Riesling und ein Spätburgunder ausgehen.
Ausgezeichnetes Weinkonzept Deutschland
Andreas Held, Meisenheimer Hof
Warum immer in die Ferne schweifen? Es gibt so viele erstklassige Weinkonzepte entlang der deutschen Weinbaugebiete. In denen wird oft mehr und selbstverständlicher hochwertiger deutscher Wein genossen als in vielen großen Adressen von Berlin bis München. Zum Stolperstein wird jedoch sehr oft eine allzu starke Fokussierung auf das jeweilige heimatliche Weinbaugebiet. Um sich zu den Ausgezeichneten Weinkonzepten zählen zu dürfen, erwarten wir, dass das Weinland Deutschland zwar nicht in allen, aber doch in vielen Facetten abgebildet wird, neben dem gewünschten starken regionalen Akzent. Wir hatten noch selten ein Karte vor uns, in der dieser Spagat so gut gelingt, wie im Fall des Meisenheimer Hofs. Natürlich richtet sich der Fokus auf die Nahe, angeführt vom familieneigenen Weingut Disibodenberg über alle (!) neun VDP-Weingüter der Nahe, die mit mindestens 5 bis zu mehr als 40 Positionen vertreten sind. Rund 20 weitere Weingüter des Anbaugebietes machen die Karte von Sommelier Andreas Heid zu einem echten „Nahe Deep Dive“. Doch eben nicht nur: Fünf Weingüter aus Baden, je vier aus der Pfalz, Franken und dem Rheingau, sechs aus Rheinhessen, sogar acht von Mosel, Saar und Ruwer, dazu je einmal Mittelrhein und Saale-Unstrut, komplettieren die Weißweinauswahl. Württemberg, die Ahr und Sachsen gesellen sich dann auf den Rotweinseiten dazu. In Verbindung mit der seit 2024 besternten Küche von Markus Pape wird das Romantikhotel am Glan somit zur echten Empfehlung für Weinkulinariker.
Katharina Iglesias, Winebank Hamburg
Die von Christian Ress ins Leben gerufenen Winebanks sprießen nicht nur in Deutschland sondern auch im Ausland aus den urbanen Trottoirs. Sie treffen ganz augenscheinlich den Geist der Zeit. Dennoch ist die Winebank in Hamburg kaum mit anderen Standorten des beinahe weltumspannenden Franchisenetzwerks vergleichbar. In der Hansestadt fand man schon immer viel Gefallen am Konzept des Privatclubs. Und die Sommelière Katharina Iglesias steigert dieses Wohlgefühl dann auch noch durch eine exzellente Weinkarte. Die ist nicht nur erstklassig bestückt, sondern auch bemerkenswert ansprechend gestaltet. Beispielsweise mit den Logos der Winzerinnen und Winzer oder einigen Weinbergskarten, auch wenn deren Auswahl nicht immer leicht nachzuvollziehen ist. Dennoch: Es macht Freude in dieser Weinkarte zu blättern, und Freude bereiten auch die attraktiven Preise der Weine. Bei den trockenen Weinen überzeugt der Wechsel aus Tiefe und Breite: Einzelne Weingüter und Lagen in beachtlicher Jahrgangstiefe, abgerundet durch kurze Blicke nach links und rechts, dann zum nächsten Weinbaugebiet. Eine originelle Idee ist es auch, die Auswahl der Süßweine voranzustellen, noch vor die Rubrik der Champagner und Schaumweine, um diese urtypisch deutsche Spielart des Rieslings ein wenig aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.
Andreas Lelke, Bungertshof, Oberdollendorf
Bevor man anfängt in der Weinkarte von Andreas Lelke zu blättern, lohnt es sich, ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zu werfen, um nicht irgendwann zwischen Seite 20 und 30 den Mut zu verlieren. Denn auf den Seiten 12 bis 39 tummeln sich alleine mehr als 50 Betriebe von Mosel, Saar und Ruwer. Davor auf den Seiten 8 und 9 übrigens eine umfangreiche Auswahl von 25 deutschen Sekten. Doch zurück zu den Stillweinen. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Anbaugebiet Mosel und dem Riesling. Die Jahrgangstiefe der Karte reicht bei vielen der mehr als 100 Weingüter bis in die 1990er-Jahre zurück. Übrigens möglicherweise die einzige exzellente Weinkarte Deutschlands, auf der mehr rest- und edelsüße als trockene Weine gelistet sind. Wer hier einkehrt betritt den „Kabi-Himmel“. Doch selbstverständlich offeriert Andreas Lelke jenseits von Mosel und Mittelrhein auch eine große Auswahl trockener Gewächse in Weiß und auch in Rot. Diese unfassbare Weinkarte hat – ganz nüchtern betrachtet und rein optisch – den Charme eines Telefonbuchs, jedoch immer wieder unterbrochen von detaillierten Beschreibungen ausgesuchter Weingüter, samt deren Lagen und dem jeweiligen Terroir. So kann sich der Gast sehr genau informieren und, möglicherweise durch die Lektüre neugierig geworden, auch einmal einen Wein von einem Weingut bestellen, dessen Riesling sie oder er bislang noch nicht im Glas hatte. Für alle Weinbegeisterten dürfte sich eine solche Expedition zum Bungertshof am Fuße der nördlichsten Weinberge des Mittelrheins auf alle Fälle auszahlen. Vor allem, weil hier ein echter Botschafter des deutschen Weins seinen gastronomischen Traum lebt.
©VDP by Peter Bender