Rebellen. Reben.
Raritäten.

Die Geschichte
des VDP

Der VDP.Adler ist ein etabliertes Markenzeichen für hervorragende Weine – seit über 100 Jahren:

Das Gen für ein überragendes Engagement in Sachen höchster Weinqualität trägt der VDP bereits in seiner DNA. Schon seinen Gründern war die Reinheit und Qualität der deutscher Weine Antrieb und Leidenschaft. Denn 1910 – dem Gründungsjahr der VDP-Vorgängervereinigung VDNV (Verband deutscher Naturweinversteigerer e. V.) – produzierten die ersten Verbandsmitglieder Weine von Weltruf. Ihre Weine – damals in Fudern auf Auktionen verkauft – waren für Weinhändler und Toprestaurants der damaligen Zeit ein Muss. Entsprechend hoch waren Anspruch und Eigenanspruch der Winzer an ihre Weine. Im Laufe seiner Geschichte änderten sich mit den historischen Gegebenheiten – zwei Weltkriege und eine zunehmende Qualitätsverwässerung durch andere Betriebe nagten schwer an der Reputation des deutschen Weines, besonders im Ausland – auch die Aufgaben des Verbands. Das Weingesetz von 1971 war dann Initialzündung für eine eigene Klassifikation (zur Geschichte der Klassifikation hier entlang), die seit 2012 in ihrer jetzigen Form besteht. Die heutige Einstufung der Weinbergsgüte basiert unter anderem auf historischen Karten des deutschen Weinanbaus.

Was dem Verband zwischendurch widerfuhr, lesen Sie in unserer Zeitleiste oder hier im ausführlichen pdf. Zusammengetragen haben wir auch, wie unser Symbol, der VDP.Adler alias Traubenadler geboren wurde. Er steht historisch für erstklassige Weinqualität. Das Buch "Im Zeichen des Traubenadlers" von Weinhistoriker Dr. Daniel Deckers können Sie hier erwerben. 

Historische Lagenkarten

Die Karten von Tranchot und Müffling: einmalige Zeugnisse deutscher Weinbergsqualität

Keine Weinbauregion der Welt ist so „anschaulich“ wie die Gebiete am Rhein und seinen Nebenflüssen Nahe, Mosel und Ahr. Die Franzosen waren  im frühen 19. Jahrhundert die ersten, die den Umfang der Weinberge links des Rheins in einem neuartigen Kartenwerk sichtbar machten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die erste Lagenklassifikationskarte für den Rheingau gedruckt. Ebenfalls für die Öffentlichkeit bestimmt waren die preußischen Weinbaukarten für die Täler von Mosel, Saar und Ruwer, das Nahetal sowie den Mittelrhein einschließlich der Ahr. Legt man die heutigen Karten der VDP.GROSSEN LAGEN® und VDP.ERSTEN LAGEN® über die historischen Lagenkarten, dann werden viele Übereinstimmungen sichtbar. Begeben Sie sich auf eine Zeitreise und erkunden Sie selbst, auf welchen jahrhundertealten Überlieferungen die VDP.Klassifikation beruht.

Tranchot-Müffling

Mit dem Frieden von Lunéville 1802 war der Rhein endlich die Grenze zwischen „la France“ und Deutschland geworden. Umgehend machten sich französische Ingenieur-Geographen daran, die eroberten Gebiete zu vermessen und das Landschaftsbild der vier neuen Départements réunis auf handkolorierten Kartenblättern festzuhalten. Die Offiziere unter Leitung des Obersten Jean-Joseph Tranchot arbeiteten gründlich – so gründlich, dass sie bis 1814 längst nicht so weit gekommen waren, wie Napoleon es von ihnen verlangt hatte. Nach dem Ende der Befreiungskriege und der Gründung der preußischen Rheinprovinz wurden die noch fehlenden Territorien unter Leitung des späteren Generalfeldmarschalls Karl von Müffling kartiert. Die neue preußische Provinz Westfalen wurde umgehend mit aufgenommen. Die Öffentlichkeit bekam die erste moderne topographische „Landesaufnahme“ im Maßstab 1:20 000 nicht zu sehen. Die Karten dienten militärischen Zwecken und waren deshalb nur dem Preußischen Generalstab zugänglich. In dessen Kartensammlung blieben sie fast hundert Jahre, ehe sie in den 1920er Jahren der Kartenabteilung der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin eingegliedert wurden. Bis heute werden die Tranchot-Müffling-Karten nicht nur wegen ihrer Schönheit gerühmt. Sie sind eine unersetzbare wichtige Quelle für die naturräumliche Gliederung, das Straßennetz, die Siedlungsstruktur und auch die Bodennutzung. So ist in dem Kartenwerk auch der Umfang der Weinberge vor 200 Jahren erkennbar – und die französisch-preußische Landesaufnahme das älteste topographische Kartenwerk weltweit, das auch die Weinkultur berücksichtigt. Und das am Rhein, an der Ahr, an der Mosel und an der Nahe, sogar im seit 1815 nassauischen Rheingau.

Heute liegen die Originale der berühmten Tranchot-Müffling-Karten in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz).
Über den VDP haben Sie die einzigartige Möglichkeit, diese Karten als Ausdruck in der Größe 50 x 46 cm zu bestellen. Der Preis beträgt 19,50 Euro.

Preußische Uraufnahmen

Die Franzosen hatten es vorgemacht, die Preußen erwiesen sich als gelehrige Schüler: Die Karten der sogenannten Uraufnahme, die der Königlich-Preußische Generalstab seit den 1820er Jahren anfertigen ließ, zeigten im Maßstab 1: 25 000 ebenfalls die verschiedenen Formen der Bodennutzung und damit auch den Umfang der Weinberge: „Die Einfassung schwarz oder Purpur, je nachdem ob sie von Holz oder Stein ist. Das Innere mit reinem Gummigutti blaß angelegt. – Weinstöcke werden nur bei Reinzeichnungen im großen Maßstab weitläufig eingezeichnet“, lauteten die Vorgaben des Musterblattes aus dem Jahr 1818. Wieder zogen sich die Vermessungs- und Kartierungsarbeiten hin – und das so lange, dass in den Karten, die seit 1846 entstanden, auch Höhenschichtlinien eingezeichnet wurden. So zeigen die preußischen Urmesstischblätter ein maßstabsgetreues Bild der Rebflächen im frühen 19. Jahrhunderts von der Saar bis nach Niederschlesien.

Bayerische Urpositionsblätter

Was die Preußen konnten, mussten die Beamten und Offiziere in Bayern auch können: In dem „Militärisch Topographischen Bureau“ des jungen Königreichs wurden die Uraufnahmen der Königlich-Bayerischen Steuerkatasterkommission seit 1817 im Maßstab von 1:5000 zur Grundlage der Positionsblätter im Maßstab 1:25 000. Bis 1841 entstanden insgesamt 981 handgezeichnete Kartenblätter, 87 davon für den damaligen bayerischen Rheinkreis (ab 1837 Pfalz). Somit lässt sich das Ausmaß des Weinbaus in den Jahren nach dem Wiener Kongress und der Revolution des Jahres 1848 nicht nur für die preußischen Weinbaugebiete anhand maßstabgetreuer Karten bestimmen, sondern auch für Franken und die heutige Pfalz. Allerdings sind die Rebflächen in den bayerischen Positionsblättern nur mit Mühe zu erkennen. In Blaßrosa eingefärbt heben sich kaum von Umgebung ab.

Weinbaukarte Rheingau 1867

Auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1867 sollte der kurz zuvor noch nassauische und nunmehr preußische Rheingau nicht nur mit Edelweinen Ehre einlegen. Zum Ruhm des Rheingauer Weins entstand unter der Federführung von Friedlich Wilhelm Dünkelberg, des Sekretärs des Vereins Nassauischer Land- und Forstwirte, eine neuartige Karte nebst einem Buch über den „Weinbau im Nassauischen Rheingau“. Die Karte unterteilte die Weinbergslagen des Rheingaus in mehrere Klassen, die farblich voneinander unterschieden wurden und die besseren und besten Weinbergslagen sofort ins Auge springen ließ. Bei der Klassifizierung der Weinberge legte Dünkelberg die seit den 1820er Jahren dokumentierten Ergebnisse der Weinversteigerungen durch die großen und kapitalkräftigen Güter zugrunde. Zu sehen bekamen die Besucher der Weltausstellung die Karte nicht. Das Ereignis war zu Ende, ehe dass Karte und Buch Ende 1867 für den Druck fertiggestellt werden konnten.

Weinbaukarte Saar-Mosel (Trier) 1868

Der Mann, dem der deutsche Weinbau die „Saar-Mosel-Weinbaukarte für den Regierungsbezirk Trier“ verdankt, war mitnichten Moselaner, nicht einmal Rheinländer, geschweige denn Katholik. Doch Johann Otto Ferdinand Beck, 1818 in Schwedt an der Oder geboren, hatte - wie ein gleichaltriger Trierer namens Karl Marx – einen Blick für die Not der preußischen Untertanen in Eifel und Hunsrück. Im äußersten Westen des Reiches gelegen, kämpfte das Trierer Land mit Cholera, wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit und Auswanderung. Am 30. November 1869 war es soweit: „Die Karte ist mit größter Sachkenntnis und Genauigkeit von Herrn Steuerrath Klotten im Maaßstabe 1:50 000 angefertigt worden … und veranschaulicht in drei Farbtönen die Resultate der Grundsteuerregelung. Alle bekannteren Lagen (sic) sind namentlich bezeichnet und verschiedene Höhenangaben gemacht.“ Der „Königliche Regierungs- und Departhementsrath für die Landeskultur und Statistik“ beließ es nicht bei einer Karte. In einer „Beschreibung des Weinbaus an Mosel und Saar“ kamen außer Beck selbst mehrere Fachleute zu Wort. Während das Buch nicht wieder gedruckt wurde, erlebte die in zunächst fünfhundert Exemplaren gedruckte Karte seit 1890 mehrere aktualisierte Neuauflagen.

Weinbaukarte Rheingau 1885

Knapp zwanzig Jahre nach der „Weinbaukarte für den Nassauischen Rheingau“ erschien eine zweite Karte für das Weinbaugebiet zwischen Hochheim und Rüdesheim. Mehr noch: In einem Begleitbuch wurden die einzelnen Weinbauorte ausführlich beschrieben und einer Erläuterung, wie die Lagenklassifikation zustande gekommen ist. Der Mann, der sich dieser Mühe unterzog, war der Generalsekretär des Deutschen Weinbauvereins, Heinrich Wilhelm Dahlen, ein gebürtiger Rheingauer. Bei der Unterscheidung nach Wertklassen legte Dahlen nicht mehr wie Dünkelberg (Karte 4) die durchschnittlichen Versteigerungserlöse zugrunde, sondern wie Beck 1868 (Karte 5) den Reinertrag. Auch hinsichtlich des Maßstabs orientiert sich Dahlen nicht an Dünkelberg, sondern wählt den „preußischen“ Maßstab 1: 50 000 – überhaupt: Von der Existenz der Karte für den Nassauischen Rheingau aus dem Jahr 1867 erfuhr man bei Dahlen nichts.

Weinbaukarte Mosel (Koblenz) 1898

War die Initiative zur Anfertigung für die Saar-Mosel-Weinbaukarte von der preußischen Bezirksregierung ausgegangen, so erkannte im Fall einer Weinbaukarte für den Unterlauf der Mosel der Trierer Verleger und Buchhändler Jakob Lintz die Gunst der Stunde: 1895 wandte sich er sich an den Regierungspräsidenten in Koblenz und regte an, im Interesse des aller weinbautreibenden Kreise eine Karte erstellen zu lassen, wie sie seit 30 Jahren für Mittelmosel, Ruwer und Saar existierte. Der Regierungspräsident zögerte nicht, das Projekt zu unterstützen, war Moselwein unterdessen als Modewein in aller Munde. Erhalten haben sich in den Beständen des Landeshauptarchivs Koblenz neben der Korrespondenz zwischen Trier und Koblenz auch die Unterlagen über die Erhebungen der Grundsteuer sowie die händisch gezeichneten Vorlagen aus den Katasterämtern.

Weinbaukarte Nahe 1900

Im Jahr 1900 war es auch im südlichsten Weinbaugebiet Rheinpreußens soweit: Nach den beiden Mosel-Weinbau-Karten erschien in Bad Kreuznach die „Nahe-Weinbau-Karte für den Regierungsbezirk Koblenz“. Nach Wertklassen unterschieden und in der Darstellung entsprechend farblich abgestuft präsentierten sich aber nur die in Preußen gelegenen Lagen, die sich von der Mündung der Nahe in den Rhein bei Bingerbrück bis auf die Höhe von Kirn erstreckten. Rebflächen auf dem Gebiet des Großherzogtums Rheinhessen wie in der (bayerischen) Nordpfalz wurden der Fläche nach dargestellt, aber nur zum Teil mit Lagennamen hervorgehoben. 1901 erlebte die Karte unter dem Titel „Weinbau-Karte des Nahegebietes“ eine zweite Auflage. In der Nähe der Städte sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Weinberge verschwunden. Andernorts sind Rebflächen hinzugekommen, etwa im Zuge der Gründung und des Ausbaus der Preußischen Weinbaudomäne Niederhausen seit dem Jahr 1902.

Weinbaukarte Rhein 1902

Dass für das Gebiet der Mosel gleich zwei Lagenkarten erstellt worden waren, für das ebenfalls zum Regierungsbezirk Koblenz gehörende Tal des Mittelrheines aber nichts dergleichen vorhanden war, ließ die Winzer und Weinhändler nicht ruhen. Ende 1898 trugen die an den Regierungspräsidenten die Bitte heran, auch das Mittelrheintal mit einer Weinbaukarte zu würdigen. Nach mehr als zweijähriger Vorbereitung erschien die „Rhein-Weinbau-Karte für die Strecke Bingerbrück/Rüdesheim-Koblenz“ einschließlich des Lahntals im Jahr 1902. Um auch die Weinberge des oberen Rheingau einschließlich der Stadt Rüdesheim zeigen zu können, musste das dreistufige Farbschema um eine vierte Farbe ergänzt werden: Der steuerbare Reinertrag der Weinberge im Rheingau war so hoch, dass sie in karminrot hervorstechen.

Weinbaukarte Rhein 1904

Den Abschluss des Lagenkartenprojektes für die preußische Rheinprovinz bildet die 1904 erschienene „Rhein-Weinbau-Karte“ für die Strecke Koblenz-Bonn einschließlich des Ahrthales“. Wie alle anderen Karten der jüngeren Serie wurde sie in Verantwortung der Königlichen Regierung zu Koblenz „mit Benutzung amtlichen Materials“ angefertigt.  Vieles davon, allen voran die Zeichnungen aus den Katasterämtern, haben sich im Landeshauptarchiv Koblenz erhalten. Die Karte zeigt den Umfang der Rebflächen knapp am unteren Mittelrhein sowie an der Ahr hundert Jahre nach der ersten Landesaufnahme durch den französischen Ingenieur und Geographen Jean Joseph Tranchot. Wo einst nur Chausseen waren, verlaufen nun auch Eisenbahntrassen, wo sich einst englische Touristen von der Rheinromantik gefangen nehmen ließen, pulsiert nun das Leben. Geblieben sind die Weinberge – manche bis heute.

Was es sonst noch zur VDP.Geschichte zu wissen gibt

WAS HEISST "NATURWEIN"?
Angesichts der weitverbreiteten „Verbesserung“ von Weinen durch die Hinzufügung von Zuckerwasser, des ausufernden Verschnitts von Weinen unterschiedlicher Herkunft und vieldeutiger Weinbezeichnungen standen die „Naturweinversteigerer“ für das „nicht gewerbsmäßige Aufkaufen von Trauben und Wein und die Garantie für absolute Reinheit und Originalität ihrer Weine“ (Rheingau). In der Rheinpfalz verpflichtete sich auf die Förderung des Absatzes unter Betonung der Qualität sowie Besitz der Spitzenlagen des Weinbaugebietes sowie die Förderung und Bewahrung des Qualitätsideals der nicht angereicherten, "naturreinen" Weine“ (Pfalz).

WARUM "NATURWEINVERSTEIGERER"?
Wer renommierte Lagen besaß und genügend Kapital, um seine Moste nicht im Fass verkaufen zu müssen, der brachte seine besten Weine auf dem Weg der Versteigerung auf den Markt. Am Rhein hatten renommierte Weingüter schon im 18. Jahrhundert Weinversteigerungen abgehalten, zu denen Weinkommissionäre und -händler an den Sitz des jeweiligen Weingutes reisen mussten. Als die Zahl der Weinversteigerungen ausgangs des 19. Jahrhunderts infolge mehrerer guter Jahrgänge und der weltweit rauschhaften Nachfrage nach deutschem Riesling-Naturwein sprunghaft anstieg, schlossen sich Weingüter von Mosel, Saar und Ruwer zu Versteigerungskonsortien zusammen und hielten ihre Versteigerungen gemeinsam ab. Die Rheingauer Weingutsbesitzer koordinierten wenig später ihre Termine. Der Zusammenschluss der Regionalvereine diente im Jahr 1910 dem Zweck, die Versteigerungstermine in den einzelnen Regionen so aufeinander abzustimmen, dass sich die Mitglieder des VDNV im Wettbewerb um Kommissionäre und Händler nicht länger untereinander Konkurrenz machten. Auch die Versteigerungsbedingungen wurden harmonisiert. Beides stärkte die Stellung der Naturweinerzeuger gegenüber dem mittlerweile ebenfalls gut organisierten Handel.

MITGLIEDERVERZEICHNIS 1926
Das Mitgliederverzeichnis verzeichnet zum Stichtag 1. April 1926 nicht nur die Regionalvereine Rheingau, Rheinpfalz, Rheinhessen und Mosel-Saar-Ruwer und deren Mitglieder. Hinzugekommen sind Vereinigungen von Naturweinversteigerern an der Nahe sowie in Baden. In Franken ist in der Zwischenzeit ein zweiter Gründungsversuch gescheitert. Immerhin zählt der VDNV zählt mittlerweile 216 Mitglieder, die etwa 3600 Hektar Rebfläche bewirtschaften. Die meisten Flächen bewirtschaften mit weitem Abstand die Naturweinversteigerer der Pfalz. Auf 52 Gutsbesitzer entfallen rund 56500 Ar, auf die 20 Genossenschaften rund 135 300 Ar. Damit stellt die Pfalz nicht nur etwa ein Drittel der Mitglieder, sondern mehr als Hälfte der Rebfläche, Der Rheingau kommt mit 49 Mitgliedern immerhin auf annähernd 60500 Ar, Mosel-Saar-Ruwer mit 54 Mitgliedern auf kleinteilige 48500 Ar. Die immerhin 24 badischen Naturweinversteigerer – unter ihnen einige Winzervereinigungen – bewirtschaften stattliche 37 700 Ar, die acht Weingüter aus Rheinhessen etwa 10600, die neun Betriebe an der Nahe etwa 13190 Ar.  Bemerkenswerterweise heißt es über den Status des Verbandes, in ihm seien „die besten Lagen der betreffenden Weinbaugebiete vertreten“.

WEINE ZUR ERÖFFNUNG DES DEUTSCHEN WEINMUSEUMS
Die Weine, die anlässlich der Eröffnung des Deutschen Weinmuseums sowie während des Festessens im Hotel Porta Nigra gereicht werden, stiften Mitglieder des Trierer Vereins von Weingutsbesitzern von Mosel, Saar und Ruwer. Unter den 16 Nummern überwiegen, wie in Trier üblich, Weine von der Saar. Zahlreiche Weine entstammen den besten Jahrgängen der beiden zurückliegenden Dekaden, allen voran dem Jahrgang 1921.

WAS IST EINE GROßLAGE?
Großlage ist eine Herkunftsbezeichnung im deutschen Weinbau. Die Bezeichnung wurde mit dem Weingesetz 1971 geschaffen. Sie ist nach dem deutschen Tafel- und Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA) die drittgrößte Einheit, um die Herkunft eines Weines aus Deutschland zu bestimmen. Sie bezeichnet fast immer die Zusammenfassung mehrerer Einzellagen eines bestimmten deutschen Anbaugebietes. Es gibt derzeit knapp 170 (Stand 2006) Großlagen in Deutschland, die zwischen 600 und 1800 Hektar groß sind.

Albert von Bruchhausen
1910 - 1934

Jakob Werner
1934 - 1949

 

Dr. Albert Bürklin
1949 - 1969

Wolfgang Michel
1969 - 1972

Peter W. von Weymarn
1972 - 1978

Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau 
1978 - 1990

Michael Prinz zu Salm-Salm
1990 - 2007

Steffen Christmann 
seit 2007

Wie der Wein zum Adler kam

EINE KLEINE BIOGRAPHIE DES VDP.ADLERS

Der brandenburgische Adler erschien in blutrot, der preußische trug schwarz, das habsburgische Wappentier war gar ein Doppeladler. Die Brust der ehrfurchtgebietenden Wappenvögel zierte im Laufe der Jahrhunderte manches, nur keine Trauben. Bis zum Jahr 1925. In Koblenz wurde die erste (und letzte) Reichsausstellung Deutscher Wein ausgerichtet, gehörten doch die Rheinland seit genau tausend Jahren zu Deutschland (wenn sie nicht wieder einmal von Frankreich besetzt waren, wie seit 1918 …). Ein Kölner Poet und Grafiker namens Franz-Josef Lichtenberg witterte ein gutes Geschäft. Dem expressionistisch verfremdeten Preußenadler eine fette Traube vor die Brust gemalt – darunter ein schwülstiger Weihespruch, das Ganze als großes Wandblatt in limitierter Auflage und als Postkarte zu sechs Mark pro hundert Stück gedruckt: der Traubenadler war geboren.

Ob Lichtenberg aus eigenem Antrieb oder in fremden Auftrag handelte ist ebenso wenig überliefert wie die Antwort auf die Frage, ob er auf seine Kosten kam. Ein Rätsel ist es auch, warum sich der Trierer Kunstgrafiker Fritz Quandt im Winter 1925/26 daran machte, den mutmaßlich verwaisten Traubenadler unter seine Fittiche zu nehmen und in den Dienst des 1910 gegründeten Verbands Deutscher Naturweinversteigerer (VDNV) zu stellen. Hatte vielleicht der Vorsitzende des VDNV, der Trierer Oberbürgermeister Albert von Bruchhausen, bei der Wiedergeburt des Traubenadlers seine Finger im Spiel? Wie dem auch sei: Von den zwei Entwürfen, die sich im Trierer Stadtmuseum erhalten haben, fand der strengere Gefallen. Am 10. März 1926 konnte Bruchhausen den rund zweihundert Naturweinversteigerern in den mittlerweile sechs Regionalverbänden ein Schreiben mit der frohen Kunde zuleiten, das Reichspatentamt habe den Eingang der Anmeldung des neuen Verbandszeichens in die Zeichenrolle bestätigt.

Wie viele Weingutsbesitzer der Aufforderung Folge leisteten, das Verbandszeichen als Beglaubigung der Zugehörigkeit zum Kreis der Naturweinversteigerer auf Briefpapier, Korken oder Etiketten zu drucken, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Allem Anschein nach waren es nicht allzu viele. Ein Etikett oder eine Flaschenkapsel mit dem Traubenadler und der Umschrift VDNV ist jedenfalls nicht überliefert. Allerdings fand das Wappentier einen Platz in den kunstvoll gestalteten Siegeln der Regionalverbände des VDNV vom Rheingau über die Nahe, die Pfalz und Rheinhessen bis nach Baden und an Mosel und Saar. Damit nicht genug. Der „Propagandaausschuss“ des VDNV forderte im Oktober 1929 drei namhafte Künstler auf, ein „einheitliches Flaschenschild“ (Etikett) zu entwerfen. Den Zuschlag erhielt der Berliner Kunstgrafiker und Buchillustrator Professor Ernst Böhm (1890-1863). „Unsere Mitglieder besitzen Lagen von Weltruf“, war in der linken Spalte zu lesen. Und: „Dieses Zeichen in Verbindung mit Korkbrand garantiert naturreinen Wein“. Gemeint war der Traubenadler. Der Beschluss, ein gemeinsames „Flaschenschild“ einzuführen, fiel in der Sitzung des VDNV-Verbandsausschusses am 26. September 1930.

Wie so viele „Neuerungen“ im Weinbau war auch das Einheitsetikett ein Kind nicht des Überflusses, sondern der Not. Infolge von mehreren Missernten in Folge und der Weltwirtschaftskrise war die Not im deutschen Weinbau groß wie nie. Das neue Etikett weckte hohe Erwartungen: „Der Zweck des gemeinsamen Flaschenschildes ist, die Aufmerksamkeit des Weintrinkers auf das Weingut und den Verband mehr als bisher zu lenken. Bei Einbürgerung wird es auch möglich sein, dass auf Weinkarten und Preislisten neben dem Namen des Erzeugers die Angabe erfolgt: Verband Deutscher Naturweinversteigerer.“ Doch alles Wünschen half nichts. Die Lage besserte sich nicht.

Wie viele Weingüter sich des neuen Etikettes bedienten, hat ebenfalls niemand festgehalten. Ob es mehr als eine Handvoll waren, vielleicht mehr als ein paar Dutzend? An einem Strang zogen die Mitglieder des VDNV auch damals eher selten. Die preußischen Domänen am Rhein, an der Nahe, der Ahr sowie an Mosel und Saar kamen schon aus politischen Gründen nicht in Frage, ebensowenig die in Mainz ansässige Großherzoglich-hessische Weinbaudomäne: Die „Flaschenausstattung“ war Behörden-, nicht Vereins- oder gar Geschmackssache. Viele renommierte Gutsbesitzer wiederum, deren Weine lange vor der Gründung des VDNV in aller Munde waren, beließen es bei ihren mitunter kunstvoll gestalteten Etiketten: Das galt für Friedrich von Bassermann-Jordan ebenso wie für den Fürsten Metternich, den Besitzer von Schloss Johannisberg. Zwei andere Vorzeigebetriebe im Rheingau sahen indes die Zeit gekommen, zusätzlich auf „corporate identity“ zu setzen: Schloss Vollrads im Besitz von Richard Graf Matuschka-Greiffenclau, und kaum weniger taditionsreiche Weingut des Grafen Eltz in Eltville. Auch an Mosel und Saar schien das neue Flaschenschild an einigen Orten auf ein Interesse gestoßen zu sein – und nur dort findet es seit den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg bis heute ununterbrochen Verwendung, allen voran im Weingut J.J. Prüm. 

Für fast alle anderen Mitglieder des VDNV war das einheitliche Flaschenschild mit dem markanten Traubenadler in der Mitte der linken Spalte spätestens mit dem Inkrafttreten des Weingesetzes von 1969/71 Geschichte. Nicht nur der Begriff „Naturwein“ war fortan nicht mehr zulässig. Auch der Gedanke, dass der Charakter eines Weines wesentlich von der Herkunft bestimmt sein sollte, hatte in Zeiten des Glaubens an die Möglichkeit, ganze Gesellschaften und Volkswirtschaften zu steuern, an Anziehungskraft verloren.

Der Traubenadler überlebte indes auch diese Krise – zusammen mit dem VDNV. Doch halt: Auch der Verbandsname war nicht mehr zulässig. Wo keine naturreinen Weine, dort auch kein Verband Deutscher Naturweinversteigerer, ganz davon abgesehen, dass die Versteigerung als Vermarktungsform weitgehend an Bedeutung verloren hatte. Was also anfangen mit einem ramponierten Verband und seinem schrägen Wappentier? 1971 wurde aus dem VDNV der VDPV. Aus „Naturwein“ war „Prädikatswein“ geworden. Ein Jahr später benannte sich der Verband in „Verband der Prädikatsweingüter“. VDP heißt er bis heute.

1990 ging es auch dem Adler an den Kragen beziehungsweise an die Brust. Mit 10 statt 13 Trauben ließ sich schon etwas leichter fliegen. Später wurden aus zehn sechs. Doch der Adler schaute immer noch vom Betrachter aus nach links, in die Vergangenheit. Heute blickt der Traubenadler entschlossen in die Zukunft:

Man hat dem Tier nur den Hals herumdrehen müssen. Auf dem Etikett erscheint das Wappentier kaum noch. Stattdessen erstrahlt der Traubenadler auf den Flaschenkapseln, und das in so vielen Farben, wie es sich die Brandenburger, die Preußen oder die Habsburger niemals haben träumen lassen. So ist das mit den Weinen aus den Kellern der rund zweihundert Mitgliedsbetriebe des VDP. Sie (und nicht deren Erzeuger) haben einen Vogel. 

Der aktuelle Adler mit der Gründungsjahreszahl und sechs Trauben blickt nach rechts.

Was ist Naturwein? Wieviele Präsidenten hatte der VDP? Und warum tragen eigentlich alle VDP.Flaschen eine Adler am Flaschenhals (übrigens als Zeichen für hohe Weinqualität!)? Antworten finden Sie hier!